(4) Die Reise zur Isle of Maith

      Die Reise zur Isle of Maith

      Am Rand der Schlucht wo das Bergkloster steht stehend, blickt Brasil mit einem leichten Schauer hinab auf ein geradezu unwirklich schönes Bild. Seit Jahrtausenden hat sich der Fluss tief in die Erde eingegraben und so eine faszinierende und bizarre Landschaft geformt. Dann steigt er auf seinen Esel und macht sich auf dem Weg. Die Piste schlängelt sich an steil aufragenden Felswänden und tiefen Einschnitten vorbei. Brasil kann kaum glauben, dass hier nur die Natur am Werk gewesen sein soll. Vielmehr überkommt ihm der Eindruck, durch eine gewaltige, verlassene Stadt zu fahren, in der einst geniale Architekten himmelwärts strebende Gebäude errichteten. Vorbei an verfallenen Bergklöstern und Tempelruinen, und manche der sich wie Hochhäusern auftürmenden gelblichen Felswänden. Und dennoch wirkt die Landschaft weder deprimierend noch beängstigend auf Brasil. Sie strahlt eher einen Stolz aus, so, als ob sie wüsste, dass hier einst eines der mythischsten Reiche in der Geschichte Tirs seinen Platz hatte. Dann kam er endlich unten an der Ebene an und campierte hier erst einmal.
      Fàilte

      Benjamin O'Hara
      In der 2. Etappe der Reise ging es dann nach Más é Thoil ans Meer.

      Brasil stieg wieder auf seinen Esel, der sich schwer atmend auf den Weg machte. Vorbei an sattgrünen Rinderweiden. In aller Ruhe trotteten sie über die Wiese. Der Weg verlief parallel zu den Weiden und führte auf eine Kopfsteinpflasterstraße, die zu beiden Seiten von Mäuerchen, dichtem Gestrüpp und langgezogenen Weiden gesäumt ist. Sämtliche Weidegebiete und Wiesen sind von Zäunen oder alten, aufgeschichteten Mäuerchen eingegrenzt. Zu seinem Unglück begann es zu regnen, was ihm die Reise erschwerte und unangenehmer machte. Doch zum Glück konnte er Unterschlupf in einen örtlichen Pub bei Kaffee und Uisge Beatha suchen, denn heftig einsetzender Regen machte ein Weitergehen unmöglich. In den Pub waren sechs Bauern und trafen sich in den gemütlichen, rustikal eingerichteten Räumen auf ein Feierabendbier und tranken zudem mit Wasser oder Zitronenlimonade vermischten Uisge Beatha. Außerdem traf man in den Pub mit Gummistiefeln bekleidete, grobschrötige Männer, die sich mit rauchigen Stimmen die Neuigkeiten austauschten, bevor es wieder zur Arbeit in den Schmieden und Werkstätten ging. Doch dann hörte der Regen auf und Brasil machte sich wieder auf den Weg.

      Grüne Hügel soweit das Auge reichte, dazwischen gelbe Ginsterbüsche, Schafe und über allem blauer Himmel. Doch auf einmal fing es wieder an zu stürmen wie aus Kübeln zu giessen, aber das verlieh der Szenerie irgendwie etwas mystisches, was jedenfalls, bei Sonne gar nicht so gewirkt hätte. Doch nach einer Stunde strahlte endlich die Sonne wieder vom blauen Himmel. Doch es war lausig kalt. Aber im Windschatten war es viel angenehmer. Auf der Strecke sind jetzt sehr viele alte Burgen zu sehen. Dann fing es wieder zu regnen und zu stürmen an als Brasil an einen verwilderten Park und ein altes Herrenhaus vorbeikam. Eine weitere Stunde später lachte die Sonne wieder vom Himmel. Und viele Vögel zogen am Himmel vorbei an einer fantastischen Burganlage hinten am Horizont. Dann kam er an den Ruinen eines alten Klosters und an der berühmten mystischen Gralsburg vorbei. Dann ging es an weiten grünen Wiesen voller Ginsterbüsche und Schafe vorbei. Und dann endlich vor ihm lag Más é Thoil, die Stadt, wo Brasil erst einmal wieder übernachtete.
      Fàilte

      Benjamin O'Hara
      Die 3. Etappe ist die Überfaht von Más é Thoil nach Maith Agat.

      Nach dem Frühstück geht’s los Richtung Hafen von Más é Thoil. Der Verlad auf der Fähre gestaltet sich professionell, die Leute haben Erfahrung. Am späten Nachmittag ist bereits die Promenade von Maith Agat, der Hauptstadt der Insel zu erkennen. Nach dem Entladen sucht Brasil sich erst einmal eine Bleibe zum Übernachten. Im Regen musste er 3 Stunden lang suchen. Er fand es schließlich 5 Meilen außerhalb der Stadt mitten im Wald in einem Pub. Nach dem wohlverdienten Uisge Beatha geht’s in die Heia, denn bereits am nächsten Morgen geht die Reise weiter.
      Fàilte

      Benjamin O'Hara
      In der 4. Etappe ging es dann ans Ziel die Lichtung des Rates von Tir Tairngire

      Aufgeregt machte Brasil sich vom Pub 5 Meilen außerhalb von Maith Agat auf dem Weg zum Ziel dieser Reise die Lichtung von Tir Taingire. Er kam an einem antiken Schloss vorbei, dass der Legende nach dem Eira nòg von Großkönig Maénnogh O’Maith ist. Tatsache ist, dass man hier Siedlungsspuren von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter gefunden hat. Erst als der Sumpf in den umliegenden Tälern austrocknete und fruchtbares Ackerland bot, wurde das mittelalterliche Städtchen verlassen. Heute sieht man noch die eindrucksvolle Wallanlage, die den Bereich entlang der Bergkrone einfasst. Brasil geht auf den Wällen in Richtung der Sonne um die Anlage herum. Vom innersten Wall aus hat er eine herrliche Aussicht auf die benachbarten Hügel. Mit geschultem Blick kann man überall auf den Höhen steinzeitliche Siedlungsspuren und Erdhügel erkennen. Die Frage, warum eben diese Hügelformationen als bevorzugter Siedlungs- und Kultplatz gewählt wurden, lässt sich hier mit klassischen Feng-Shui-Maßstäben ebenso bilderbuchartig beantworten, wie mit den Grundlagen der Geomantie. Der Weg führt an vielen weiteren antiken Schlössern vorbei. Auch am Steinkreis von Stanton Drew führt der Weg vorbei. Brasil entwickelt auf der Reise ein intuitiver Zugang zu den Zusammenhängen dieser mythischen Insel und fühlt die kraftvolle Energie dieser Insel. In Glastonbury macht er Mittagspause. Er erkundet erst einmal das quirlige Städtchen. Zwischen den vielen Esoterik-Shops befinden sich ein paar hervorragende Buchläden, die einen Besuch auf jeden Fall wert sind. Natürlich gibt es auch Fish-&-Chips-Restaurants, Cafés und diverse Läden, um Proviant einzukaufen. Dann lässt er den Trubel der Stadt hinter sich und geht in die weitläufige Parkanlage eines alten Klosters. Das Kloster von Glastonbury war im Mittelalter das größte und mächtigste Kloster der Isle of Maith. Einen Teil seines Ruhmes bezog Glastonbury aus der Behauptung eines Schamanen, eines gewissen Geoffrey von Monmouth, die Gebeine von Großkönig Maénnogh O’Maith und seiner Frau Guinevra seien hier gefunden und neu bestattet worden. Nach der Herrschaft von Penkwar O’Pásjenbhagh verfiel das Kloster zur Ruine. Das zugrunde liegende energetische Geflecht scheint jedoch die Zeiten überdauert zu haben und ist ausgeprägt spürbar. Hinter der ehemaligen Großküche des Klosters, liegt unbeachtet der alte Omphalos der Stadt, ein magischer Stein, der bei der Konstruktion der städtischen Struktur im Zentrum vergraben wurde. Heute liegt er nicht mehr am richtigen Ort, ist aber durch glücklichen Zufall erhalten. Er strahlt eine starke Spannung aus, so dass uns eine Angestellte des Parks schon vor diesem angeblich teuflischen Stein gewarnt hat. Dass er bereits im Neolithikum als Kultstein verwendet wurde, ist an den typischen runden Einkerbungen ersichtlich. Die Stadt Glastonbury ist über dem geomantischen Muster der Fischblase errichtet worden. Markante Punkte, wie das Kloster, die Großküche, der Fischteich des Klosters, mehrere Brunnen und das Marktkreuz markieren die Konstruktionspunkte. Brasil macht noch eine Ruhepause im Chalice-Well-Garten, an der heiligen Quelle am Fuß des Berges. Die Gärten um die Quelle werden liebevoll gepflegt und sind ein einladender Ort der Ruhe und Regeneration. Von dort aus führt ein Fußweg auf den Tor. Vom Gipfel aus, wenn man auf dem Turm einer Tempelruine steht, blickt man in eine im Wortsinne "sagenhafte" Landschaft. Nicht nur, dass wir auf der "Isle of Maith" stehen - schon seit den ersten Anfängen unserer Kultur wurde dieses Land geformt, gepflegt und geheiligt. Auf dem Gipfel des Tor, der den Mittelpunkt eines frühzeitlichen Labyrinths bildet, scheint die Zeit langsamer zu vergehen als in der gewohnten Welt, die Wahrnehmung ist feiner, die Seele bekommt Flügel und fliegt übers Land oder steigt tief in die Erde hinab. Solche Plätze mag sich ein früher Schamane gesucht haben, um mit den Geistern zu sprechen. Das bewusstseinserweiternde Potential von Kraftorten dieser Art ist Brasil wohl bewusst.

      Dann führt der Weg am Riesen von Cerne Abbas vorbei. Auf einer Hügelnase an den Abhängen eines zauberhaften Tals ist die 100 Meter hohe Kreidefigur einer menschlich-androgynen Gestalt in den Hang geritzt, die in der einen Hand eine Art Keule hält, die jedoch mehr an eine Schlange erinnert. Wer den Cerne Abbas Giant besichtigt, sieht nur die eindrucksvolle Figur und ahnt nicht, dass sich auf dem Bergrücken die Reste einer ausgedehnten prähistorischen Tempelanlage befinden. Auf dem Weg den Hügel hinauf kommt Brasil durch einen bemerkenswerten Baumbestand. Mächtige Buchen wachsen teilweise senkrecht in die Höhe, dann biegen sie sich um, wachsen einige Meter parallel zum Boden. Manche Bäume strecken alle Äste in eine Richtung, die dazu teilweise durch einander hindurch wachsen müssen, andere wirken verkrüppelt und sind von Efeu überwuchert. Für so viele unterschiedliche Eigenheiten im Wuchs der Bäume auf so kleinem Raum können nicht allein Licht- oder Windeinwirkungen verantwortlich gemacht werden. Am Fuß des Hügels sind diverse Energien aktiv, der Berg strahlt, Wasseradern haben ihre Auswirkung etc., so dass sich ein komplexes und dynamisches Energiemuster mit krass wechselnden, hohen Potentialen ergibt. Die Pflanzen sind genaue Indikatoren für die wirksamen Kräfte eines Ortes. Der schönste Ort auf dem Giant Hill ist ein unscheinbarer Ringwall. Er strahlt eine fruchtbare, helle Energie aus, die es nicht nur leicht macht, eine Muttergottheit zu visualisieren. An dieser Stelle wachsen vielmehr auch die besten Brombeeren im ganzen Land, von denen sich auch Brasil ein paar genehmigt. Dann geht die Reise weiter Richtung Süden. Der Weg führt an Maiden Castle vorbei. Drei gigantische, bis zu 20 Meter hohe Wälle umgeben eine Anhöhe, deren Plateau über 1000 Meter in der Längsrichtung misst. Die Anlage war gewiss ein mächtiges politisches Zentrum, das zur Eisenzeit auch zunehmend befestigt wurde. Die Tatsache jedoch, dass die Zeiten überdauernd ein neolithischer Ahnentempel in Form eines Long Barrows offensichtliche kultische Verehrung genoss, weist dem Ort eine wichtige spirituelle Bedeutung zu. Der Weg Führt weiter an den Steinringen von Badbury vorbei. Wie in Maiden Castle handelt es sich ebenfalls um einen durch drei Wälle eingefassten Tempel- und Siedlungsbezirk, der durch ein Vorgelagertes Labyrinth geschützt wird. In Badbury sind die Wälle jedoch nicht der Hügellinie angepasst, sondern kreisrund angelegt - einer der Gründe, weshalb die Anlage in ihrem besonders ruhigen Gleichmaß schwingt. Der Eindruck, dass in Badbury Energien der Landschaft aufgenommen werden, sich transformieren und auf einer anderen Ebene wieder in das Land hineinströmen, ist stark und kann die Ahnung vertiefen, welche Aufgabe die Tempel der Großen Göttin tatsächlich erfüllen. Dann führt der Weg weiter durch die Wälder dieser mythischen Insel und endlich kommt Brasil an der Lichtung des Rates von Tir Tairngire an.

      Was wird ihn hier wohl erwarten?
      Fàilte

      Benjamin O'Hara