BTW

Was der Presi einhüstelt, ist das, was ich gemeint habe. Natürlich hat Ian/Uwe Recht, was die Meinungsmache betrifft. Da werden sicher auch Menschen manipuliert oder zumindest beeinflusst. Alles richtig. Über die Bildaktion gibt es hier auch sicher keine zwei Meinungen.

Dennoch, das viel zitierte linke Bündnis, die kolportierte linke Mehrheit, beides sehe ich nicht (mehr?). Bei den Grünen werden sich jetzt die Schwarzen bzw. konservativen Postmaterialisten noch weiter durchsetzen und in der SPD ist diese Strömung ja auch nur scheinbar eingeknickt, was die Wahlkampfzugeständnisse betrifft - linke Politik würden sie gar nicht machen wollen.

Gut, jetzt könntest du erwidern, dass es progressiv / kritisch / gar links denkende Schwatten gibt, a la Geißler, aber es ändert nichts daran, dass wir in diesem Land eine strukturelle rechte Mehrheit haben. Ein Mehrheit, die Marktversagen als persönliches Scheitern betrachtet und Gemeinsinn als Enteignung empfindet und die nicht die Gesellschaft im Blick haben, sondern sich persönliche Vorteile erhoffen und allein dafür streiten. Insofern sind für mich dann auch die Piraten am anderen Ufer. Aber nein, heute mal kein Veuxin ärgern, mein Standpunkt wurde auch so klar.

Gut, bei uns gilt die Krankenversicherung noch nicht als Kommunismus wie in den USA, aber die Frage ist, wohin der Weg gehen wird und ob man es noch gestalten kann oder eine vorbestimmte Geschichte ist, eine Degeneration wie ihn der Buddhismus beschreibt und auch im Kommunismus nicht unerwähnt bleibt.

Und was nun die Lösung betrifft? Keine Ahnung! Der Postillion ist ausgewogener als ARD und Co, damit hat Uwe ja Recht. Aber wir können die Leute ja nicht gewaltsam wach rütteln oder dazu zwingen statt Tagesschau Tagesschaum zu sehen und statt Bild lieber die Nachdenkseiten zu lesen.

Finster... Einfach nur finster!

Bedenken wir doch mal die Folgen der möglichen Koalitionen:

1. Große Koalition: 4 Jahre später: Murksel-Wahlverein ca. 35%, SPD ca. 10%, FDP 8% - Es gibt wieder schwarz-gelb und Murksel bleibt Kanzlerin.
2. Schwarz-grün: 4 Jahre später: Murksel-Wahlverein bekommt die absolute Mehrheit, die Grünen rutschen unter der 5%-Hürde, Murksel bleibt Kanzlerin.
3. Rot-rot-grün: 4 Jahre später: Die SPD kommt über 30%, die Grünen bekommen fast 20%, die Linke rutschen unter der 5-Hürde, es gibt eine Rot-grüne Koalition.

Da frage ich mich, was ist euch lieber?

So gern mir deine Gedankenspiele und (Wunsch-)Prognosen auch sind, so ärgerlich ist es, wenn du Beiträge anderer konsequent ignorierst.

Denn es ist eben keinesfalls so sicher, dass gerade SPD und Grüne so arg davon profitieren, wie du es beschreibst. Ich würde es mir wünschen, ja, aber habe in meinen letzten Beiträgen auf die andere Seite hingewiesen, einerseits die öffentliche Meinung - getragen von den bürgerlichen Medien, die so eine Koalition als Anfang des Kommunismus bezeichnen würden - aber vor allem sehe ich in den Parteien selbst große Widerstände. So wie Ypsilanti einst, würde auch heute so eine Koalition von Seeheimern und Teilen der Grünen torpediert - wir wissen alle wie das endete! Die Folgen wären Neuwahlen, die "Lügner" SPD würden abgestraft und am Ende hätten wir wieder CDU-FDP.

Wir dürfen bei all unseren subjektiven Wünschen und Bedürfnissen nicht immer so tun, als würden alle genauso denken (müssen) wie wir. Und so kann man die Augen davor nicht verschließen, dass weite Teile der SPD, Grünen und deren Wählerinnen so etwas eben gerade nicht wollen. Ich bin sehr dafür, dass wir dies ändern, aber so zu tun, als gäbe es das nicht, wäre naiv oder weltfremd.

Weil ich denke, dass die Mehrheit der Bevölkerung nicht so ist, wie du es beschreibst. - Sie wird nur von Murksel und den Medien unwissend über die real existierenden Probleme gehalten. - Das beste wäre, wenn man den ein oder anderen Fernsehsender und die ein oder andere Zeitung dazu gewinnen könnte intensiver auf die real existierenden Probleme aufmerksam zu machen, aber bitte nicht in Scripted Reality, da würde es nur nach hinten los gehen, weil dann Murksel immer noch behaupten könnte, dass das alles nicht so ist.

Eine rot-rot-grüne Koalition soll also als erste Amtshandlung - bewusst überspitzt formuliert - ein paar Zeitungen gleich schalten?

Und im zweiten Schritt nehmen wir dann den Eltern die Kinder weg, um sie ordentlich zu sozialistischen Weltbürgern zu erziehen?

Du hast ja Recht, dass Merkel und Medien vieles falsch darstellen, aber wir können ja nur die Auswirkungen empirisch fassen und demnach stehen weit mehr als 50% hinter dieser Politik und würden sicher nicht nach kurzer Zeit aus dieser merkelinduzierter Umnachtung erwachen und plötzlich alle wie wir denken.

Ich denke, dass auch viele SPD-Wähler CDU gewählt haben, weil die SPD keine vernünftige Machtalternative geboten hat, da ja klar war, das Rot-grün nicht rein, da war ihnen die sozialdemokratischen, aber leeren Worthülsen der Murksel halt lieber, als auf einen Verlierer zu setzen.

Nein nicht von der Regierung aus, von den Gewerkschaften aus, dass die das eine oder andere Medienunternehmen aufkaufen.

Zum Einwurf vom Chilavert: weder sind die Grünen nur Kretschmann und Palmer, noch ist die SPD nur Steinbrück und Sarrazin. Immer nur vom Ultimativen auszugehen bringt ja wenig. Wie Gysi sagte: über die Schrittlänge kann man diskutieren, die Richtung muss stimmen.

@Sidd: Man darf im Nachgang der Ypsilanti-Debatte von 2008 nicht nur auf sie schauen, sondern auch auf die Verräter von damals. Die sind jetzt alle raus aus der Politik. Zu offensichtlich können es sich auch die Seeheimer und Netzwerker nicht leisten, gegen die eigene Partei zu arbeiten.
Im Grunde schätzt die die Lage richtig ein. Rot-rot-grün zum jetzigen Zeitpunkt, quasi per "Zufall", das würde zu einem Aufstand der bürgerlichen Medien, Lobbygruppen und Parteien führen.

Ein schönes Signal für ein souveränes Parlament wäre das Folgende: Tolerierung einer CDU/CSU-Minderheitsregierung, gleichzeitig aber inhaltliche Zusammenarbeit von SPD, Grünen und Linken z.b. bei der Bürgerversicherung, dem Mindestlohn und solchen Dingen. Dann wäre schonmal mehr gewonnen als mit Kompromissen zum kleinsten gemeinsamen Nenner in einer großen Koalition.

Dein Modell hat viel Charme, aber ich sehe keine Option Minderheitenregierung auf Bundesebene. Dafür liegt zu viel Druck auf Deutschland - und zu große Aufgaben vor Europa.

Spannend wäre es allemal... aber ich sehe schon die anlaufende Presseaktion gegen die Vaterlandverräter SPD, die sich der Verantwortung fürs Land nicht entziehen dürfe. Das sagen CDU Leute in jedem zweiten Interview und Seeheimer springen auf so etwas auf jeden Fall an. Den Aufstand der NRW SPD sehe ich eher als Taktik, aber gut, vielleicht überrascht mich meine Partei ja auch, geht deinen Weg... dann würde ich die vielleicht sogar irgendwann mal wieder wählen. Haha!

In den Europafragen können Sozis und Grüne der Union ja zustimmen oder sich enthalten, schon ist die Mehrheit gesichert.

Das machen sie ja sowieso und wurden dafür von Merkel unzuverlässig genannt...

Also ich würde selbst rotrotgrün wahrscheinlicher nennen als eine Minderheitenregierung. Im Land mag das mal gehen, doch im Bund würde man so etwas nicht machen. Darauf würde ich ein Eis wetten

Tja, leider. Man will ja lieber auf Teufel-komm-raus "stabile Verhältnisse", weil es doch "im Interesse des Landes" ist. Denkt doch mal einer an die Kinder!!!11

Da hat einer schon die Bild von morgen gelesen

Ian Mc Cullough schrieb:

Zum Einwurf vom Chilavert: weder sind die Grünen nur Kretschmann und Palmer, noch ist die SPD nur Steinbrück und Sarrazin. Immer nur vom Ultimativen auszugehen bringt ja wenig. Wie Gysi sagte: über die Schrittlänge kann man diskutieren, die Richtung muss stimmen.

Alles richtig, aber, um Helmut Kohl zu zitieren, entscheidend ist, was hinten raus kommt. Auch schon zu Joseph Fischers Zeiten gab es einen Christian Ströbele (auch jetzt noch), und es gibt mit Sicherheit eine Menge linker Leute bei den Grünen und in der SPD, aber was für Politik wird gemacht? Das ist letztlich der springende Punkt, darauf kommt es an. Die Künast hat heute davon geredet, dass die Grünen, um wieder mehr Wähler zu ziehen, die Mitte besser erreichen müsse, und den Mittelstand (nachher kam noch ein verschämtes "und die linke Mitte"), was nützen mir da die linken, die ehrlichen, die überzeugten Grünen-Parteimitglieder. Solange diese nicht - und da sind wir wieder bei Gysi - die Richtung eben nicht bestimmen können. Selbiges gilt für die SPD, die sich - sicher mit Duldung und tatkräftiger Unterstützung der parteirechten Tümpelzirkel - ja schon vorher, *auch* getrieben von einer medialen Seance, die dunkel den baldigen Ausbruch des Kommunismus prophezeite (der an die Urangst der Sozialdemokraten, nicht patriotisch genug zu sein, appelliert, nur dass der Patriotismus heute Demokratie bzw. FDGO heißt), einer Koalition mit der Linke verweigerte.

Aber auch die Linke ist bei weitem nicht über jeden Zweifel erhaben, sie hinkt der SPD nur um ein paar Jahre hinterher. Postmaterialisten, Emanzipierte und ähnliche Hofnarren des Kapitals sind auch in meiner Partei aktiv bis in die höchsten Ebenen.
Ich will nicht groß ins Detail gehen, aber man kann sich auch um den Zustand der Linken gelinde gesagt Sorgen machen. Aber das nur nebenbei Wir dürfen eh bald wieder wählen (vielleicht).

Schöne Worte vom Presi, wir müssen echt mal wieder ein Bierchen zischeln, am besten ja im RHS

Den Teil mit der Urangst der SPD möchte ich unterstreichen, daran krankt einiges. Dazu eben noch die Angst, die eigenen Inhalte nicht nur im Wahlkampf anzusprechen, sondern auch mal anzupacken.

Wusste übrigens nicht, dass du Mitglied bist, hatte dich immer als freies Radikal (haha) gesehen. Deine Wut gegen Postmaterialisten entzückt mein Herz, gegen diese schimpfe doch sonst hier immer nur ich!
Deine Innenansichten würde ich gern genauer hören... aber die Gefahr, ich könnte übertreten besteht sowieso nicht, auch wenn ich sicher den anderen Flügel kritisiere als du

Naja, man muss so eine Partei schon halbwegs "breit" aufstellen. Nur Gysi oder nur Mitte-Künast zieht halt nicht. Das beste Wahlergebnis erzielte die SPD (der erweiterten BRD) 1998, als man mit Schröder, Lafo und Scharping wuchern konnte. Man muss sich auch interessant für verschiedene Wählergruppen machen. Die Union hats ja gerade vorexerziert mit der Maut-Sache. Populismus (Seehofer) und staatsfrauliche Besonnenheit (Merkel) in einem Sachthema vereint.

Das beste SPD-Ergebnis von 1972 war übrigens nicht nur mit der Kampagne für die Ostverträge, sondern auch mit einer Kampagne gegen "das große Geld" verbunden. Gleichzeitig hatte man noch einen Helmut Schmidt in der ersten Reihe, der ein wenig mehr die leicht konservativen Leute ansprechen konnte. Diese innerparteiliche Pluralität wurde damals auch in Wahlbroschüren der SPD thematisiert, unter dem Titel "Wir gegen uns".

Guter Artikel von Jens Berger zu den Grünen, an denen letztendlich ein eventuelles "rot-rot-grünes" Bündnis scheitern würde: nachdenkseiten.de/?p=18804

Interessant finde ich, dass diese ganzen BaWü-Grünen dort unten ja explizit gegen die CDU/FDP Wahlkampf betrieben haben und jetzt auf Bundesebene genau diese Parteien funktional und ideologisch ersetzen (FDP) oder mit ihnen koalieren (CDU) wollen.

Ja, es ist sicher spannend. Jedoch sehe ich nicht, dass die BaWü Grünen so homogen sind, da unten sind einfach die bürgerlichen Truppenteile in der Mehrheit, oder wie es in dem Artikel stand: Sie nähern sich politisch wieder den Elternhäusern an, aus denen sie kamen, bevor sie mit Steinen auf Bullen warfen.

Aber das ist nur eine Strömung. Daneben sehe ich gerade eher, dass sich die Kernthemengrünen durchsetzen, die wieder weg von Allthemenpartei hin zur Ökopartei wollen. Das erschiene mir nicht uninteressant.

Es war schon erstaunlich, dass die Grünen in diesem Wahlkampf so sehr auf Linkspartei gemacht haben - mir gefiel das inhaltlich ganz gut, doch passt das eben nicht so ganz auf die Gesamtpartei. Eine Fokussierung auf Umweltthemen könnte diese Strömungsunterschiede überdecken - nur hätten sie dann nach der Wahl ähnlich Probleme wie die SPD. Dann würden beide Flügel andere Koalitionsoptionen befürworten.
Einen Flügel aber abschlagen macht niemand, die SPD mag ihren gestutzt haben, selbst die Linkspartei ist in sich zweigespalten (mindestens) und wer sagt denn, dass deren Wagenknechtflügel an eine Regierung wollen würde?

Diesen Kernthemenquatsch finde ich ja allerdings einigermaßen dämlich, mit Verlaub. Dann hast du nur gute Ergebnisse, wenn eben grad ein AKW explodiert oder für einen Bahnhof Bäume gefällt werden. Und hinter diesern "Kernthemen"-Ansage verbirgt sich ja gerade der Rechtsruck à la Palmer und Kretschmann. Hartz reicht nicht zum Leben? Die Mieten steigen? Niedriglöhner müssen aufstocken? Panzerexporte nach Saudi-Arabien?
Alles egal: hauptsache Tempo 120 auf der Autobahn, Solarzelle aufm Eigenheim und ein paar Aufforstungen neben dem Öko-Bio-Landwirtschaftsbetrieb. Tolle Wurst.
Die Piraten sind damit ja auch auf die Nase gefallen. Kurz bei einigen Landtagswahlen (überwiegend junge) Protestwähler eingesammelt... und jetzt ist deren Perspektive eher ins Nichts weisend, denn sie haben den Nimbus des Coolen und Neuen nicht mehr.

Die Probleme der Grünen in den Wahlkämpfen waren aus meiner Perspektive auch deren Themensetzungen mit den Plaketen. Die waren ja unterirdisch schlecht und teilweise mit absolut hirnrissigen Aussagen versehen. Wirkte eher abschreckend als irgendwas.

Klar waren die Plakate das und ich wäre nicht in der SPD wenn ich plötzlich Einthemenparteien gut finden würde.

Jedoch passen diese Parteien doch wunderbar in unsere postmaterialistiche Hipsterwelt. Es ist sicher nicht so, dass sich jemand der seine in Plaste eingeschweißten Biogurken aus Ägypten frisst um die Mieten von Hartz IV Empfängern sorgt, oder so etwas wie eine kritisch reflektierte Weltsicht hätte.

Und so bekommt das deutsche Volk die Parteien, die es verdient!

Ich denke nicht, dass die Leute allesamt solche Zyniker sind. Sonst wär die FDP ja noch im Bundestag.