Meeresströmungen im Süd-Sudanik

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      Cécile macht sich eine Notiz im Kalender und erhofft sich neue Erkenntnisse darüber, warum auf den Abrahaminseln alles so viel schönes, besser und bunter ist als auf den Hauptinseln :D

      Managerin der Association Sportive de Séraphique Unité
      "Suche die Schule auf, Obdachloser! Verschaffe dir Wissen, Frierender!
      Hungriger, greif nach dem Buche: es ist eine Waffe. Du musst die Führung übernehmen."

      (Bertold Brecht)
      Simoff

      19.00 Uhr war beim besten Willen leider nicht einzuhalten, tut mir leid! :wacko:



      Handlung

      Tritt vor das Auditorium. Seeeehr nervös, doch trotzdem gefasst.



      "Liebe Gäste, liebe Studierende, herzlichen Dank für Ihr zahlreiches Erscheinen..."

      Simoff

      Ich simuliere, dass die Bude brechend voll ist. :D



      "...zum Thema "Meeresströmungen im Süd-Sudanik, also unserem Ozean auf der Südhalbkugel der Welt."
      "Meeresströmungen. Was sind eigentlich Meeresströmungen - und wie kommen sie zustande?
      Der Begriff "Meeresströmungen" ist an sich bereits irreführend. Diese Strömungen könnte man eher mit Flüssen, grossen Flüssen, vergleichen.

      Nun, die Erde rotiert um ihre eigene Achse, die die Erde umgebende Lufthülle, unsere Atmosphäre macht diese Drehung mit. Allerdings macht diese Lufhülle die Drehung nur zeitverzögert mit, hier gibt es eben Reibungsverluste.
      So entstehen die Passatwinde, Winde, die sich mit der Rotationsrichtung bewegen. Die Erde bewegt sich gegen den Uhrzeigersinn, die Passate eben auch, aber zeitverzögert.
      Diese Bewegungen der Passate wirken sich nun auf die unter ihnen liegenden Wassermassen, die Meere aus. Die Winde wehen nach Westen, die nun entstandenen Strömungen folgen ihnen - und zwar am Äquator am spürbarsten, denn in den äquatorialen Zonen ist die relative Rotationsgeschwindigkeit der Erde am höchsten, folglich die Geschwindigkeit der Passate und Strömungen ebenfalls.

      Gibt es bereits Fragen an dieser Stelle?"

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      Deutet auf einen Bildschirm, der eine Graphik anzeigt.






      "Diese Graphik zeigt die idealen Meeresströmungen in einem idealen Meeresbecken. So würden die Strömungen verlaufen, gäbe es die Kontinente, die Landmassen nicht. Aber es gibt diese eben! Folglich verlaufen die Strömungen eben gerade nicht in diesen "idealen" Bahnen.
      Die rote Linie bildet den Äquator ab, die ober- und unterhalb verlaufenden Elipsen den Nord- bzw. Süd-Äquatorialstrom."

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      "Der Süd-Äquatorialstrom, im folgenden Äquatorial-Nericanische-Strömung genannt, ist nun Hauptgegenstand unserer Untersuchungen. Wie verläuft er nun tatsächlich und welche Auswirkungen hat er - aber auch andere Strömungen! - auf die von ihm umspülten Kontinente und Inseln?"

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      "Ich hatte es eingangs erwähnt: Der Äquatorial-Nericanische Strom verläuft nicht in einer "idealen" Kreisform. Er trifft im Westen auf die "Nase" der sogenannten Salvagiti-Platte, den Kontinent und dessen Sockel, den ich, aus Gewohnheit und weil dieser Name in meinen Ohren schöner klingt, in Zukunft Arethania nennen werde.

      Die Strömung trifft also auf den Kontinent Arethania und wird durch diesen weiter nach Süden gezwungen, als dies ohne das Vorhandensein Arethanias an dieser Stelle möglich wäre. Die Äquatorial-Nericanische Strömung treibt nun zurück nach Nerica. Wie der Name schon sagt: Äquatorial warm und auch salzhaltiger als die ihn umgebenden kühleren Gewässer des Sudanik.

      Er fliesst nun, immer breiter werdend und schon jetzt wasserreicher als alle irdischen Flüsse zusammen, in Richtung des Archipéle sèraphique. Und er wird, je weiter er abkühlt und damit tiefer sinkt, immer noch breiter!"
      "Der Ast der Strömung, der in Richtung Archipéle sèraphique führt, bleibt im Wesentlichen in der Ost-West-Ausrichtung und wieder in östlicher Ausrichtung, wie von der Rotation der Erde auch gefordert, während andere Äste in Richtung Westen abgelenkt werden.
      An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass eine wissenschaftliche Expedition die Ursache dieser Westdrift erkunden sollte, aber das nur am Rande!

      Die Abrahamsdrift, wie ich sie nennen möchte, treibt nun also auf den Archipéle sèraphique zu. Breiter, etwas kühler aber immer noch äusserst energiereich, sorgt sie auf den Inseln für das uns gewohnte dortige Klima. Tropisch warm, was auf Grund der geographischen Höhe schon hinreichend erklärbar wäre, aber auch äusserst fruchtbar.
      Warum dies so ist? Die Frage kennt zwei Antworten.
      Die Passate wehen, so haben wir erkannt, in westlicher Richtung. Unablässig tragen sie dabei Erosionssedimente von den Konaden Rajansas zu den Abrahamsinseln. Mineralienreiche, staubfeine Lößböden, die alles liefern, was Pflanzen zum Aufbau ihres Kohlenstoffkörpers benötigen.
      Dies für sich würde noch zu keiner erhöhten Fruchtbarbarkeit führen, es fehlt noch ein Hauptelement. Wasser, Süsswasser!
      Nun bringt die Abrahamsdrift aber eben genau jenes. Energiereiches Wasser, eine machtvolle Strömung, die die sie umgebende Luft ebenfalls erwärmt und daher zur Neigung zum Abregnen auf dem nächsten Festland führt: Dem Archipéle sèraphique. Wir haben hier also zwei agrarisch wichtige Elemente. Nährstoffreiche Böden und kostbares Süsswasser."

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      "So also finden wir auf den Inseln genau das, was wir auch erwarten dürfen: Tropische Wärme, statt der in den subtropischen Gebieten üblichen 4 Jahreszeiten nur deren zwei. Eben "Trockenzeit" und Regenzeit. Wobei "Trockenzeit" nicht Trockenheit bedeutet, sondern lediglich weniger Regen; Regen, der in der Regenzeit schlicht heftiger fällt, als in der anderen Hälfte des Jahres. Man kann, so berichten es Reisende, beinahe die Uhr danach stellen, wenn der Regen fällt - und er fällt in dieser Zeit nicht, er schüttet sich geradezu aus! Etwa 45 Min. pro Tag.
      Das hat Folgen: Mineralienreiche Böden und reichlich Süsswasser in Verbindung mit hohen Temperaturen ganzjährig führen dazu, dass die vergleichsweise kleinen Inseln an landwirtschaftlichen Produkten eine reiche Vielfalt liefern. Hier gedeihen Nux Nucifera, die Kokosnuss, und Musa Paradisiaca, die Banane."
      "Wir haben nun also erklärt, warum Meeresströmungen zu Kreis- oder Elipsenbahnen neigen: Am Äquator ist die relative Rotationsgeschwindigkeit der Erde höher als zu den Polen hin, daher wehen in Äquatornähe die Winde vorwiegend in westlicher Richtung, in den subpolaren Gebieten vorwiegend in östlicher Richtung. Ich hoffe, es ist mir gelungen, diesen Zusammenhang verständlich zu erklären, ohne die Thematik unnötig zu verkomplizieren.

      Wenden wir uns aber nun den Konsequenzen aus dem Verlauf der Strömungen zu, sprechen wir über Isothermen. Was sind überhaupt Isothermen? Nun, vereinfacht dargelegt handelt es sich um Linien relativ gleicher, mittlerer Jahrestemperatur. Die Null-Grad-Isotherme ist demzufolge die Linie, an der die mittlere Jahrestemperatur die Null-Grad-Grenze nicht übersteigt. Sie sollte im Wesentlichen mit dem Verlauf der Breitengrade übereinstimmen. Die Null-Grad-Isotherme würde im Süd-Sudanik etwa auf dem 55° südlicher Breite verlaufen."

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      "Die Äquatorial-Nericanische-Strömung fliesst weiter gen Süden - und schiebt damit die Grenze des Ackerbaues so weit nacht Süden, dass dieser in Victorien noch möglich ist.
      Abgekühlt, salzärmer und schon weiter abgesunken, ist die Strömung immer noch energiereich genug, um auf den Hauptinseln Tirs für das uns bekannte Klima zu sorgen: Milde Winter und Regenreichtum das ganze Jahr über.

      Schauen wir nun auf unseren Nachbarkontinent, denn die Stömungsverhältnisse dort beeinflussen auch Nerica.
      Die Abbildung zeigt, ganz im Westen und natürlich stark vereinfacht, die Äquatorial-Arethanische-Strömung. Sie fliesst an der Westarethanischen Küste vorbei und mündet schliesslich in das südliche Mittelmeer. Dieses Nebenmeer des Orceanischen Meeres ist nun ein Seichtmeer, an den meisten Stellen nicht tiefer als 8 Meter - und das hat Folgen!
      Das schon abgekühlte Wasser der Äquatorial-Arethanischen-Strömung ist, einmal im Mittelmeer angekommen, eine ganze Weile in diesem Seichtmer gefangen, verlangsamt sich, erhitzt sich hier erneut, nimmt wieder mehr Salz auf (denn Warmgewässer sind salzhaltiger als Kaltwasser-Strömungen) und findet erst nach mehrmaliger Kreisbewegung im Mittelmeer den Weg nach Süden, zum Sudanik hin"

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      "Diese Strömung ist nun so machtvoll, dass sie eine kleinere Kaltwasser-Strömung, die aus der Antarktis kommt, gleich wieder nach Süden abgelenkt und so die Grenze des, natürlich infolge dort fehlender Landmassen nur theoretisch möglichen Ackerbaues auf den 75° südlicher Breite verschiebt.
      Gleichzeitig fliesst die kalte Eturäa-Strömung, ebenfalls durch die Äquatorial-Arethanische-Strömung in ihrem Lauf gestört, auf die Halbinsel Chersonnessos zu und wird von dieser nach Osten verschoben. Dies erklärt, warum das Klima im Ostladinischen Reich etwas regenreicher und - insbesondere im Herbst - stürmischer ist als im friedlicheren Mittelmeer und damit im Westladinischen Reich.

      Warum ich so weit aushole? Weil diese arethanische Strömung, aus dem Orceanus kommend, die Strömungsverhältnisse im Sudanik beeinflusst. Etwa in der Mitte des Süd-Sudanik treffen sich die Eturäa-Strömung und die Äquatorial-Nericanische-Strömung und sorgen hier sowohl für Fischreichtum - denn die Kaltwasserströmung ist sehr nährstoffreich - als auch für stürmisches Wetter, da der Ausläufer der Äquatorial-Nericanischen-Strömung immer noch energiereich genug ist, um für Luftverwirbelungen zu sorgen. Aus dem Wettstreit zwischen Kalt und Warm entstehen die Stürme im mittleren Süd-Sudanik.

      Gleichzeitig werden aber auch aus der Antarktis stammende Kaltgewässer auf ihrer Reise nach Norden von der Ostküste der Hauptinsel Tirs abgewiesen und treiben an der West- und Ostküste Nericas entlang.
      Kaltgewässer sind nun aber energieärmer und führen nicht zu ausgeprägten Regenfällen, im Gegenteil: Die Kaltwasserströmungen bereiten den von ihnen umflossenen Inseln und Festländern regelmässig ein arides, trockenes Klima. Die Dünen- und Salzwüsten-Landschaft Südrajansas ist damit hinreichend erklärt."

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      Er verneigt sich vor dem Auditorium.



      "Ich beende damit meinen kleinen Ausflug in die Klimatologie und bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit. :) "

      Simoff

      Dieser kleine Vortrag ist Otto Heinrich Muck (*05.08.1892 in Wien; +07.11.1956, ebenfalls in Wien) gewidmet, dessen Buch "Alles über Atlantis" meine Phantasie sehr angeregt hat und dessen Stil ich hier nachzuahmen versucht habe.

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      Verneigt sich lächelnd erneut.



      "Vielen Dank, wirklich. Dies war meine erste Vorlesung. In einiger Zeit werde ich erneut eine abhalten, über Lachs- und Aalwanderungen in unserem Meer. Hat jemand Fragen? Ich stehe gern zur Verfügung."

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