des Großrats Reiseberichte

      des Großrats Reiseberichte

      einfacher als Rundmails und als Archiv für mich xD

      Huhu nochmal,
      mit Strom und Internet ist es noch schlimmer als letztes Jahr. Hier kommt nun meine Rundmail von heute früh. Ich habe den Tag in der Schule verbracht, süß wie viele Kinder mich erkannt haben und als ich dann spontan und unvorbereitet als Gastassistenztlehrer mitgenommen wurde, fühlte ich mich wieder wie vor einem Jahr. Unterrichtsstunden Kunst und Improvisationstheater.
      So und nun sitze ich mit Alex und Elisabeth im Flavours, um auf Jugendamtskosten einen Kaffee zu trinken.

      ... aber nun schicke ich es ab, ehe der Strom wieder weg ist...


      --- Nepal Rundmail 1: die erste Nacht in KTM ---

      Huhu liebe Leute,

      nachdem ich gestern noch etwas essen war habe ich zufällig eine meiner Studentinnen (Sophie) getroffen und mit ihr 2 Stunden über die Gruppe gequatscht und darüber, wie Alex es hinbekommen hat, das die Gruppe aus dem Guesthouse geworfen wurde (das tratsch ich gern mal weiter ^^), bin ich um 6 kraftlos und unsanft auf mein Bett gefallen, dieses hat zwar eine Matratze und darauf liegen 2 dicke Winterdecken (mit denen man bestimmt auch am Nordpol nicht frieren würde, höchst praktisch bei 30 Grad also) aber es fühlt sich dennoch an wie ein Brett. Egal, nun bin ich wach und habe hierfür nur knapp 15 Stunden gebraucht ;)

      Der Weckdienst ist übrigens ausgezeichnet: Nebenan steht ein Kloster und um 4. 30 Uhr wird das erste Mal geläutet und zwar mit etwa 50 Glockenschlägen. Um 8 ist dann aber wirklich Aufstehzeit, da es neben den Glocken noch diverse andere spaßige tibetische Instrumente gibt, die zugleich und mehr oder weniger harmonisch einsteigen. Nach einer durchzechten Nacht würde dies vielleicht nerven, da aber hier im Hotel ohnehin um 11 das Haus geschlossen wird, stehe ich auch gern um 8 auf. Es macht in Nepal ja sowieso Sinn sich nach der Sonne zu richten, denn die Stromversorgung ist noch schlechter als letztes Jahr. Wir haben seit gestern Mittag Stromausfall. Wie gut, dass mein Laptop 2 Akkus hat, aber auch diese machen bald Schluss. Vielleicht liegt es ja am Regen, dass die frei gespannten (und wild angezapften) Leitungen den Geist aufgeben, denn ebenso lange, wie wir keinen Strom haben, regnet es nun auch schon ununterbrochen.

      Aber nun erstmal noch kurz zu meiner Reise: Die erste schlaflose Nacht begann am Freitag und ende am Samstag und fand statt auf Autobahnen und diversen Kleinstraßen in NRW. Hätte ich gewusst, dass mein Bruder so ähm dezentral wohnt, dann wäre ich doch schon eher in Leipzig losgefahren und anders als er benötigte ich auch keine dreieinhalb sondern sechs Stunden und war halb 3 bei ihm. Da um 5 der Wecker klingelte und wir noch etwas zu bereden hatten, habe ich dann gleich durchgemacht.

      Des frühs dann schnell zum Bahnhof gehüpft und eingecheckt. Im Flugzeug fragte ich mich, warum Inder so wenig Tetris spielen. Selten gesehen, wie hilflos Menschen beim Verstauen ihrer sieben Sachen sind und dann durfte ich meinen Nebenfrauen die Technik erklären. Die Handsteuerung war im Übrigen wie vieles nur Hindi beschriftet aber ansonsten ist Air India wirklich nicht so schlecht ausgerüstet, moderne Flatscreens und einzig die Software ließ zu wünschen übrig: 5 englische Filme davon 3 Western und Avatar und 2 deutsche Filme. Da war ich von Qatar doch mehr ge(ver)wöhnt. Auch das Essen ließ zu wünschen übrig. Bei Qatar gab es bei kürzeren Flügen wesentlich mehr und so blieb ich hungrig, da es auf dem Flug nach Delhi gerade mal einmal Essen gab *schnüff*. Aber gut, die eingebauten Kameras waren besser als alle angebotenen Filme und so kenne ich nun alle geheimen Stützpunkte in Iran und Afghanistan. So von oben bekommt man richtig Lust, auch dahin mal zu reisen. So von Istanbul nach Kathmandu über Land…

      In Delhi wurde ich dann von einem Typen am Gate abgeholt und mit „Stefan Sir?“ begrüßt – gruselig, aber ich war, wie sich heraus stellte, der einzige, der nach Kathmandu weiter wollte. Er brachte mich dann zum Transitschalter, wo meine Boarding Karte für den Flug nach Kathmandu erstmal zerstört wurde. 2 Stunden lang wartete ich dann und stritt mich mit Air India und Jet Airways, wer mir denn nun eine neue ausstellen würde, denn beide hielten sich nicht mehr für zuständig. In der Zwischenzeit marschierte Militär mit Maschinenpistolen auf und besetzte sämtliche Zugänge und kontrollierte, ich bin einfach so durchgeschlendert, na ja.

      Um 1 Uhr Nachts wurde ich dann endlich erlöst und konnte mich in den Innenbereich des neuen Flughafens von Delhi vorwagen, zuvor jedoch musste ich noch meine Schuhe ausziehen, Sohlen herausnehmen und mich gefühlt minutenlang abtasten lassen. In Kathmandu, um mal zu vergleichen, wurde ich aus der Schlange der Sicherheitskontrolle herausgeholt und liebevoll zum Ausgang geschickt. Ich weiß schon, warum ich mich in Nepal wohler fühle…

      Zurück nach Delhi: Der Flughafen war noch eine Baustelle aber man kann schon erahnen, wie schön er einerseits wird (Teppiche, Statuen …) aber auch wie schrecklich die Wartezone wird, da ist nämlich nichts mehr vom indischen Charme zu spüren, keine überlebensgroßen Skulpturen, die Mudras zeigen, sondern 2 Ebenen voller (vorwiegend westlicher Geschäfte). Noch sind die meisten Geschäfte im Bau aber mir war es schon jetzt zuviel und v.a. konnte ich bei dem ganzen Lärm nie länger als eine halbe Stunde schlafen und nachts um 3, wie viele andere durch die etwa 20 Läden zu schlendern war mir auch nicht so ganz das Richtige.

      Um 7 wurde ich dann auch erlöst und durfte an Bord. Das war ein super kleines aber süßes Flugzeug. Nervig war nur, dass die Klimaanlage den Innenraum unter Dampf gesetzt hat, weswegen immer wieder Menschen ängstlich nachgefragt haben, bis der Kapitän bestätigte, dass dies so sein müsse. Naja das tröstete den kleinen Tibeter neben mir kaum, der schrie den halben Flug lang panisch und sein armer Vater bekam ihn nur schwer beruhigt. Bei der Landung war sein Vater dann aber etwas unbedacht und ging vor seinem Sohn daher und als ich das sah sprang ich hinter den Sohn und bewahrte ihn vor weiteren Dräng- und Schubsattacken. Das war meine erste gute Tat und meine zweite dann die Umrundung der Stupa mit vollem Gepäck. Bis auf die Straße, die tatsächlich gepflastert ist, hat sich nicht viel geändert. Die bettelnden Frauen mit ihren Kindern sind vielleicht noch energischer und verfolgen dich nun bis zu deiner Haustür aber auch daran werde ich mich sicher wieder gewöhnen.

      Heute gibt es erstmal ein Tibetan Breakfast im Flavours (ich hoffe, dass sie bis dahin endlich wieder Strom haben) und danach kläre ich meine organisatorischen Fragen. Vielleicht schau ich ja dann auch noch mal zur Schule und suche die anderen aus der Gruppe?

      Zur Gruppe kann ich jetzt noch nicht viel sagen, aber Sophie meinte, dass sie nie weggehen und das Jazz Upstairs zB langweilig fanden. Naja bin ja mal gespannt, ob und was ich mit denen noch anstelle. Samstag wollen sie wandern gehen, da schließ ich mich bestimmt an. Ansonsten fangen sie diese Woche (ihre letzte Woche) endlich mit Unterrichten an. Zuvor gab es wie ich das verstanden habe, eher Nachmittags-AGs in Schauspiel und so etwas.

      Das war jetzt einigen sicher zu detailliert, aber da meine erste Rundmail erfahrungsgemäß die letzte ist, wollte ich mir hierfür etwas Zeit nehmen ;)

      Aber schreibt mir nur, dann bringt mich dieser soziale Druck wohl dazu, ab und an zu schreiben.

      Bis dahin aus dem verregneten Boudha viele Grüße und bis bald

      Stefan


      PS: Bin gerade voll fasziniert von Stupa und Leuten eine Runde um die Stupie spaziert bis mir einfiel, dass ich ja zum flavours wollte, also begann ich eine weitere Runde. Der Zauber wirkt noch immer. Und Sophie hat er auch infisziert, sie sagt, dass die Stupa jeden Tag schöner wird und wird dafür von der Gruppe nun schon immer geschlagen. Weiß nicht, wie viel Tibetisch sie bei mir gelernt hat, aber schön sie wenigstens mit meiner Stupabegeisterung angesteckt zu haben.

      Mist jetzt ist der Akku gleich leer, hoffe es reicht noch zum senden und dann gibt’s endlich wieder tibetisches Frühstück ;)


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      so hier mal ein kleiner MN-relevanterer Gedanke:

      Meine Reiseliteratur war der Sternenwanderer von Neil Gaiman und wenn ich so lese von Hexen,sprechenden Tieren, der Grenze zum Feenreich, dann muss ich an Tir denken. Und da konnte ich gleich nochmal so gut wegträumen, eintauchen und abschalten.

      Sicher, eine Feensim gab es nur ganz ganz selten, aber dennoch gehört dies für mich zusammen...

      Welche Reiseliteratur erinnert an die DU oder Arcor? Aufstieg und Untergang des römischen Imperiums? *lach*

      so in diesem Sinne viele Grüße aus der Stadt, in der es immer regnet!

      hach das erinnert mich an Droch Aimsir - schon wieder ^^


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      Cooooool das muss gefeiert werden.... darauf gönne ich mir heute abend ein Bier. Sherpa oder Everest... hmm mist hab vergessen, welches das gute Bier war, tja da muss ich mich einmal durchtrinken und mit 4 Tagen Durchfall leben xD

      hier der Kurzbericht von gestern für alle Modeinteressierten:

      Gestern ging's mir nach einem ruhigen Tag wieder besser und so bin ich mit Franzi und Sophie (waren beides meine Studentinnen) shoppen gegangen. Wir haben soooo tolle Kleider bekommen... soooo viele stoffmuster und Schnitte und ach warum bin ich nur ein Mann? Ich find die tibetischen Trachten wesentlich hübscher v.a. weil unter den nepalesischen so komische Hosen getragen werden, die bis zum Busen hochgezogen werden müssen das erscheint mir sooo unbequem, und das soll auch die Brüste abschnüren, aber dennoch mögen es Sophie und Franzi, naja wer schön sein will... Ich mein das (Über)Kleid ist schon hübsch, aber dann ziehst du sie aus und siehst sie im bh und darunter so ne baggypant - wie abturnend xD
      Die tibetischen Trachten sind übrigens unisex die kannst du anpassen, das ist höchst praktisch... ich denke ich kaufe 3,4 davon und verteile sie in Deutschland ^^
      Damit die Beine noch länger und es macht einfach eine noch femininere Figur (betont sehr die Taille weil es oben gebunden wird). Und ich denke, dass sie auch Straßentauglich sind.


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      --- Nepal die Zweite: die erste Woche in Monsuncity ---


      Huhu ihr Lieben,

      gestern ist die Jugendamtsgruppe abgereist und dies ist doch noch mal eine gute Gelegenheit, die erste Woche zusammenzufassen (und außerdem ist es hier auf einmal so langweilig und im Guesthouse hält man es in den leeren und stillen Fluren sowieso nicht aus).

      Noch immer weiß ich nicht genau, was ich die kommenden Wochen und Monate tun werde, aber immerhin habe ich es nun schriftlich vom DAAD, dass ich für mein Stipendium eigentlich gar nichts machen muss. Ich könnte also auch einfach den ganzen Tag nur noch Rundmails schreiben, aber das würde spätestens nach zwei Tagen öde werden und so übe ich mich gerade darin, auf Menschen zuzugehen (augenreib…). Gestern Abend war ich so mit einer Deutschen und ihren 2 amerikanischen Kumpels essen, die ich zuvor per Zufall im Garden Kitchen getroffen hatte. Sie wollen im selben Institut studieren und zumindest sie hat ähnliche Probleme wie ich, denn neben der Anmeldegebühr (175$) kommen für jeden weiteren Kurs zwischen 400 und 2.000$ auf die Teilnehmenden zu. Bedenkt man den nepalesischen Durchschnittslohn, dann ist es umso erstaunlicher, dass sie ihr Gebäude noch nicht mit Gold und Diamanten verkleidet haben. Ich ringe noch stark mit mir, denn der Ruf des Institutes ist schon herausragend und vielleicht werde ich zumindest einen Kurs besuchen. Das DAAD Stipendium reicht hierzu nicht aus. Und da ich (wie ich heute schon(!) erfahren durfte), 4 Tage zu wenig in Kathmandu verbringe, verfallen 325€ meines Stipendiums. Also Fazit der ersten Woche: Weniger Einnahmen. Höhere Ausgaben.

      Aber meine Laune ist dennoch viel besser, als noch zu Beginn der letzten Woche. Ich weiß nun, dass ich die Zeit haben werde, vieles unabhängig von der Uni unternehmen zu können (nicht wundern, wenn ich sie zukünftig oft nur white gompa oder Shedra nenne). Gestern waren einige meiner tibetischen Schüler aus dem letzten Jahr am Flughafen und sie haben mir angeboten, jeden Freitag und jeden Samstag mit mir Tibetisch zu pauken. (Für alle Eingeweihten: Dorje und die kleine Pema).

      Die beide haben mir gestern den Abschied damit um einiges angenehmer gestaltet, denn neben der Lerngruppe, suchen sie mir jetzt auch ein Appartment. So grob geschätzt werde ich meine Miete von 150 auf 50 € senken können, meine neuen Bekannten bezahlen gar nur 35€.
      Nur eigenartig, dass Dorje immer von kaufen geredet hat und ich ihm nicht klar machen konnte, dass ich eigentlich mieten möchte. Naja vielleicht gehört mir ja schon bald ein Häuschen hier *lach*
      @Eltern: Keine Sorge, ich komme trotzdem im November zurück ;)

      Apropos Bekannte: Dreimal könnt ihr raten, wer gerade im Flavours vorbei kam und mit mir einen Tee getrunken hat. Sie heißt übrigens Lana (ich hatte es von gestern auf heute natürlich schon wieder vergessen) und meckert die ganze Zeit über Tibeter und Amerikaner, gerade letzteres ist echt praktisch, da ihr Freund aus New York stammt und zu den Amerikanern gehört, die tausende Dollar Studiengebühren bereitwillig zahlen. Sie reist schon seit 3 Jahren durch Asien und hat dementsprechend viel zu erzählen. Ich habe nur das Gefühl, dass ihr Freund, der wenig später nachkam, es wenig lustig fand, dass ich schon wieder mit ihr zusammen saß… zumindest hatte er keinen Hunger mehr und daher widme ich mich jetzt mal wieder der Rundmail und lass die beiden diskutieren. Böser Stefan - vielleicht sollte ich doch nicht versuchen, auf Menschen zuzugehen ;)

      Zurück zu meinem Bericht, wo war ich eigentlich?

      Ach zwei Sachen vielleicht noch:

      Am Samstag waren wir mit den Schülern der Klassen 7 bis 10 im Shivapuri National Park wandern. Der Aufstieg auf 2.500m war recht entspannt, da es gemächlich den Berg herauf ging. 2 Stunden später oben angekommen wurde man dann mit einem wunderbaren Ausblick auf und über das Kathmandu-Tal belohnt. Doch statt den direkten Weg zurück zu nehmen, schlugen die Kinder vor, über Kopan nach Hause zu laufen. Dies solle "nur"4 Stunden dauern, da es ja zumeist bergab gehen würde. Dieser Logik folgte ich sogleich und schloss mich daher nicht den Frauen aus unserer Gruppe an, die den direkten Weg ins Tal zu den Bussen (und ins Cafe) wählten. Der Abstieg gestaltete sich dann recht aufregend, denn es gab immer wieder gaaaanz tolle Abkürzungen, die nicht wirklich wie Wege aussahen. Teilweise musste man etwas hüpfen, manchmal vorsichtig einen steileren Abhang herunter (aber nix wirklich wildes), kurzum ein großer Spaß für die Kinder und für mich. Ein paar Bilder davon habe ich bei facebook hochgeladen, aber leider könnt ihr darauf nur erahnen, welche „Wege“ wir beschritten haben. Unterwegs fanden wir einen tollen Fußballplatz (hinter einem Tor ging ein Abhang gut 50 Meter steil runter, ich weiß nicht, ob das klug ist…) und mitten im nichts einen kleinen Bauernhof, der anscheinend nie besucht wird, denn noch nie habe ich so ängstliche Tiere gesehen...

      Sonntag fand der traditionelle Abschiedsabend mit den Kindern statt. In diesem Jahr hatte die Gruppe viel mit den Kindern einstudiert (westliche Tänze und 2 Märchen). Ich war sehr froh, dort noch mal dabei sein zu dürfen, nur hatte die Schulleiterin so gar nicht mit mir gerechnet und ihr tat es dann so leid, dass sie kein Geschenk für mich hatte. Am Montag kam sie daher mit ihrer Schwester noch mal zu uns ins Hotel, um mir einen Schal und eine Tasche zu schenken. Wie gut, dass ich so gefühlskalt bin, denn wäre ich emotional hätte ich mir in diesem Moment sicher eine Träne wegdrücken müssen… und noch eine, als die Gruppe wenig später ins Flugzeug gestiegen ist. (Wer Ironie findet, darf sie behalten).
      Doma Maaaaaam, also die Schulleiterin, hat mir auch angeboten, meine freien Samstage mit den Kindern in der Schule zu verbringen. Und wenn es dann in der kommenden Sommerzeit zu heiß wird, kann ich auch Freitags mit ins Freibad fahren. Ich werde also nicht nur arbeiten (falls das wirklich jemand angenommen haben sollte).

      Ja soviel von mir, ist schon wieder so lang geworden sorry. Und dabei habe ich doch gar nichts von den Shoppingexzessen berichtet, von den tollen tibetischen Kleidern und dem Schuster, der 25€ für die Reparatur von 5€ Schuhen haben wollte und daraufhin von einem Nepalesen derart in den Boden gestampft wurde, dass er mir schon fast leid tat.

      Für alle, die noch immer nicht genug von mir bekommen können:
      1. Ich beantworte Mails und v. a. lese ich sie sehr gern.
      2. Anrufe nach Deutschland kosten 25Cent für 15 Minuten.
      3. Ich bin jetzt auch wieder über Handy erreichbar: +9779808740334

      in diesem Sinne: bis bald
      der Stefan

      PS: Achja der Wetterbericht: Regen, Regen, Starkregen, Regen, Regen, Hitze, Regen, Regen, Regen...


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      oooooooppppppssss die dritte RM hab ich hier ja gar net reingestellt -.-


      --- Nepal die Dritte: Vom Rinpoche bestätigte Sinnlosigkeit --- 29.08.10

      Huhu ihr Lieben,

      da sich in den letzten 2 Wochen doch etwas getan hat, erlaube ich mir heute mal wieder zu schreiben… ich versuch es auch mal etwas kürzer.

      Vielleicht das Wichtigste Vorab: Wie sich herausstellte, bin ich 4 Tage zu kurz in Kathmandu, so dass ich knapp 400€ Stipendium verloren hätte, ja hätte, denn ich habe mich entschlossen 5 Tage länger zu bleiben und kehre so nun erst am 23.11. zurück. Vielleicht erinnert sich ja jemand an dieses Datum…

      Die letzten zwei Wochen waren sehr intensiv, die Uni hat sich einiges einfallen lassen und zwei Einführungswochen auf die Beine gestellt – nur größere Pausen sah dieser Plan nicht mal am Wochenende vor. Der erste Tag war toll, ein großartiger nepalesischer Dozent hat uns anhand der Fußball-WM die nepalesische Kultur erklärt und dann anhand unserer Unterschrift mit der linken und rechten Hand die Formen des Lernens. Ich war begeistert und hatte nun gehofft, dass es so didaktisch weiter geht. Das war jedoch ein Irrtum, denn schon der Nepalesischunterricht bestand darin, dass der Dozent einen Satz vorgesprochen hat und dieser dann reihum wiederholt werden sollte… du das wieder und wieder.

      Die Tibetischstunden waren noch nerviger, denn die ersten 2 Wochen gab es nur Buchstabierkurse. Ich fand es nicht unspannend, zu wissen, wie Tibeter buchstabieren, aber nachdem mich meine Tandempartnerin (ja im Tibetischkurs bekommt jeder einen Tibeter zugelost, meist solche, die kaum Englisch können und va. grundsätzlich eine andere Aussprache als der Lehrer haben) als sie mich nun zwang 45 Minuten lang das Alphabet aufzusagen, kombiniert mit allen Vokalen, platzte mir der Schädel: ga kiku gi (ga + i = gi), kha gigu khi, ka gigu ki… bis ha naro ho, a naro o. Und wieder von vorn, weil es so schön war.

      Und die vielen (spannend klingenden) Einführungskurse in Mobilität in Nepal, Medizin, Wohnen usw. sahen so aus, dass die Lehrer aus dem (sicher gut gemachten) student-guidebook vorlasen, dass zuvor ausgeteilt und längst von uns selbst gelesen war.

      Viel aufregender war es dann schon immer, wenn uns Mönche etwas erklärt haben und dabei immer tibetisch sprachen und gedolmetscht wurden. So hatten wir einmal die Geschichte der Stupa (sooo toll), Einführung ins Dharma, Aufbau des Klosters usw.
      Am bedeutendsten war sicher der Vortrag des Abts Chökyi Nyima Rinpoche, einem der wichtigsten Rinpoches Nepals. Sein Vortrag jedoch hatte auch seine Tücken, so erklärte er uns, dass jedes Land etwas oder mehreres zu bieten hat. Frankreich zB hätte guten Käse. In Tibet jedoch gäbe es nur Yakkäse und das sei schon mal falsch, weil Yaks doch die männlichen Tiere sind. Tibet, so nun dieser wichtige Tulku, hat allein den Buddhismus zu geben. Und jeder andere Zweck, außer Buddhist zu sein und Dharma zu studieren, wäre sinnlos, um hier zu sein. So ist es vollkommener Unsinn, dass Heinrich Harrer, die tibetische Kultur bewunderte und die Sprache lernte, ohne jedoch Buddhist zu sein. Und er freue sich, dass wir das alle genauso sehen und hier sind (an einer Universität) um Buddhismus zu studieren. Ich bzw. mein Aufenthaltszweck sind also sinnlos ;)
      Er begrüßte mich (dennoch?) recht herzlich und fragte mich woher ich denn komme… Dass ich mich nicht vor ihm niederwarf störte ihn gar nicht, im Gegenteil, er witzelte über diese komischen alten Traditionen.

      Bei unserer zweiten Begegnung mit einem Rinpoche wurden wir dann jedoch Zwangsbuddhisiert. Wir wurden gezwungen Khataks zu nehmen und uns vor den Rinpoche zu Knien und uns segnen zu lassen. Alles andere wäre eine Beleidigung… na gut, es tut ja nicht weh und so habe ich nun unter meinen 7 Khataks den ersten gesegneten.
      Ich weigere mich dennoch vor den Lehrern und vor dem Klassenraum Niederwerfungen zu machen, ich verneige mich vor einem Lama okay, aber alles andere geht mir dann doch zu weit. Und wenn man so hört, wie das Studium hier läuft, dann frage ich mich, ob ich die BA und MA Abschlüsse hier als eine wissenschaftliche Ausbildung anerkennen kann. Aber in Sachen Tibetisch sind sie uns sicher um Meilen voraus.

      Letzten Freitag wurden wir zur Hauptstelle der Kathmandu Universität gefahren. Die KU thront auf einem Gipfel in Dulikhel, einem wunderbaren grünen und sauberen Flecken Land gut eine Autostunde außerhalb der Stadt und so ganz ohne Ablenkungsmöglichkeiten. Zum Studieren sicher ein wunderbarer Ort. Anschließend ging es dann nach Namobuddha (dort opferte sich der Buddha in einem früheren Leben einer hungrigen Tigerin, deren Kinder sonst verstorben wären).

      Ganz kurz noch zur Organisation: Nepal ist bürokratischer als Deutschland je sein könnte, selbst für eine Prepaidsimkarte benötigt man Passkopien und Fotos. Wie gut, dass 12 Passbilder da nur 2€ kosten, denn die sind so schnell weg.

      Mir wurde bis vorgestern gesagt, dass ich keine Vergünstigungen an der Uni bekommen kann, doch als ich dann mal wieder zu einem weiteren Verantwortlichen weitergeschickt wurde, war es plötzlich möglich, dass ich für 500$ einen Klassischkurs besuchen darf. Und außerdem darf ich nun 2 Kurse modernes Tibetisch kostenlos für einige Wochen besuchen (Allerdings ohne Tandempartner). Heureka, es geht doch.
      Der Haken an dieser Sache: Ich habe jetzt jeden Tag um 8 Tibetisch, mittags ab und an klassisch und nachmittags immer noch mal modernes Tibetisch. Das klingt nach Stress, zumal ich ja auch noch den Privatunterricht bekomme. Aber auch nach guten Voraussetzungen.

      Und heute gelang es mir endlich die Assistentin von Roger anzutreffen und so ziehe ich morgen in das günstigere Privathaus (Das Zimmer von Kristin und Lothar). Als ich gerade meine Tasche gepackt habe, fiel mir auf, wie viele Bücher, Geschenke und Yakwolldecken (!!!) ich schon in 3 Wochen gekauft habe. Ich werde das sicher nicht auf einmal transportiert bekommen und im November werde ich dann so einiges mit der Post schicken müssen.

      Hmm … ja mehr passiert hier gerade nicht. Mein Plan sieht so aus, nun 8 Wochen durchzustudieren und dann in den Herbstferien nach Lumbini zu reisen. Und dann geht es ja auch schon wieder nach Hause, obwohl es morgen sicher auch wie zu Hause sein wird, wenn ich wieder in Rogers Haus Platz nehme…

      Passt auf euch auf, ich eile eben schnell in die Stadt, ehe das nächste Unwetter beginnt.

      Liebe Grüße
      der Großrat


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      so und nun was ich eigentlich sagen wollte:

      Air India hatte meinen Rückflug erst ganz gestrichen und nun nach einigem hin und her kann ich doch zurück fliegen, aber nur wenn ich passend und in bar 75€ abliefere. Asiaten dürfen in Rupee bezahlen, aber ich brauch Euro und das passend. Drecks Rassisten diese indischen Arier...

      Ich mein ich bin ja gewohnt, dass ich als Weißer 7,50€ Eintritt bezahle und eine türkische Freundin 10 Cent (da man sie für eine Nepali hält). Es geht hier kein bisschen nach Einkommen, es ist egal ob ich hier lebe, arbeite oder studieren. Ausländer zahlen mehr. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen für Freiwillige. Aber da habe ich von einer Nachbarin lernen müssen, dass Nepal nicht beim Projekt weltwärts der Bundesregierung mitmachen will. Die weigern sich Freiwilligenvisa zu erteilen und das soll wohl sonst in fast jedem Land der Welt so üblich sein.

      Aber nun auch noch in € bezahlen zu müssen ist schon arg bescheuert!


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      Jo, erinnert mich an Tansania wo ich manches in Dollar bezahlen sollte. Super, erstmal mal tansanische Shillinge abheben und dann in Dollar tauschen, die die dann wieder in Shillinge umtauschen.
      Aber andererseits verdienen die mit den Gebühren eine Menge Geld und Europäer und Amis verdienen ja auch weit mehr als die Einheimischen, also statistisch, real ist das immer was Anderes.
      Das mit Air India finde ich eine Schweinerei. nächstes Mal flieg mit Emirates, da kommst du auch nach Indien und die zocken dich wahrscheinlich nicht wegen Umbuchung ab, die sie selbst nötig gemacht haben.
      Im Durchschnitt haben sie recht, im Schnitt haben Dick und Doof aber auch Idealgewicht ;)

      Ich kenne einige Europäer, die seit 30 Jahren in Nepal leben und dementsprechend verdienen und dann wird es irgendwann echt ärgerlich, wenn du immer soviel mehr bezahlst, ich mein 20 cent oder knapp 8 € ist dann doch ein wenig unterschiedlich ^^


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      Krass. Aber immerhin kann sich dort keiner hinstellen und sagen "die ganzen Ausländer kosten mehr als das sie bringen".

      edit: ich stell mir grad vor, das würde man hier machen. Eintritt im Völkerschlachtdenkmal für Deutsche 3 €, für Russen 5 (die haben uns ja immerhin geholfen) und für Franzosen 27 (haha scheiß Verlierer) Dann würde Sarkozy nicht nur die Roma ausweisen - und die Saarfrage wäre urplötzlich auch wieder auf dem Tisch. Wäre andererseits auch ne Möglichkeit, diese überkorrupte Schwampelregierung loszuwerden. hmm....
      Dann müssten die Russen aber bitteschön in Rubel bezahlen. Geht ja nicht, das man so einfach denkt, die Landeswährung zu nutzen. Nene... und bitte passend, denn natürlich kann man auf Rubel nicht rausgeben!


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      Happy Tihar meine Lieben!

      Wir sind gerade im Monat der zwei größten Volksfeste, zuerst Dasain (da wurden tausende Ziegen geopfert) und nun Tihar. Alle Häuser sind mit Lichterketten und Blumengirlanden geschmückt(weihnachtlich) und statt Tiere zu töten, werden sie verehrt. Erst Kuhtag und heute ist Hundetag. Da werden selbst Straßenhunde mit Girlanden geschmückt. Sehr hübsch... Fotos auf facebook und nen ausführlicher Bericht ähm bald :)

      facebook.com/stefan.schley#!/a…p?aid=27871&id=1775581443


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      --- Nepal die Vierte: 12 Wochen --- 15.11.2010

      Huhu ihr Lieben,
      seit knapp 12 Wochen habe ich euch nun schon nicht mehr geschrieben, das ist höchst bedauerlich, zumal ihr nun einen Roman erdulden müsst. Aber vielleicht erfreut sich der eine oder die andere ja doch ein klein wenig daran.

      Meine letzte Mail endete mit der Ankündigung nun 8 Wochen Unialltag vor mir zu haben und so war es auch. Ich habe fleißig jede Woche beide Kurse besucht und vorbereitet, so dass damit schon mal 4 Tage der Woche sinnvoll belegt waren. In den ersten beiden Wochen kamen hierzu auch noch die 4 Kurse in modernem Tibetisch, die mir die Shedra dann doch noch geschenkt hatte. Daneben habe ich mich mindestens einmal, meist zweimal pro Woche mit meinem tibetischen Freund Dorje getroffen. Damit war die Woche eigentlich auch ganz gut gefüllt. Die einzige Abwechslung bestand darin, neue Restaurants auszuprobieren. Ich habe doch tatsächlich jetzt ganze 4 Monate kein einziges Mal gekocht, aber das möchte ich in dieser kleinen schmutzigen Küche auch nicht wirklich. Zumal ich schließlich das perfekte Restaurant gefunden habe: Es nennt sich Regency und hat die größte Auswahl und mindestens genauso wichtig mit Abstand die günstigsten Preise. Ein volles Frühstück gibt es schon ab 40 Cent, Abendessen ab 50. Ich konnte daher über Wochen für etwas mehr als einem Euro am Tag leben und so deutlich sparen (zum Vergleich: in Restaurants, in denen ich davor war bekommt man für einen Euro gerade mal einen Kaffee… und denkt nicht, dass mein Restaurant schlechteres Essen hatte, ganz im Gegenteil!). Die Studiengebühren der Shedra habe ich so wieder ausgleichen können und im Budget war auf einmal sogar ein netter Batzen für Bücher drin. Bei Buchpreisen von 3 bis 10€ bedeutet dies in etwa 25 Neuerwerbungen, die mich in Deutschland mindestens das Fünffache gekostet hätten. Das einzige Problem ist nun der Versand nach Deutschland, der mich ein kleines Vermögen kosten wird ;)

      Aber zurück zu meinen ersten 8 Wochen, die aus mehr bestanden als Essen und studieren… Unter der Woche habe ich mein Viertel nie verlassen, aber am Wochenende war es mir wichtig raus zu kommen – ins Grüne, denn so ganz sauber ist die Luft auch in Bouddha nicht. Meist bin ich einfach nur etwas spazieren gegangen, einfach der Nase nach irgendwelche Berge hoch. Einmal verbrachte ich so 6 Stunden im Grünen und fand recht schöne Ecken… Ein Nepalese zeigte mir einen geheimen (und aufregend steilen) Trampelpfad den Berg hoch und irgendetwas in mir (nennen wir es das „Sherpagen“) wollte nicht aufgeben, ehe ich den Gipfel erklommen hatte. Aber diese Tour beschreibe ich mal lieber anhand der Bilder ausführlich daheim.

      Für mich wurde es nur immer wichtiger, einen Ausgleich zum Alltag zu haben und viel zu laufen. Dabei wurde ich auch immer risikofreudiger, so hielt mich auch kein verschlossenes Tor in Bouddha auf, als ich einmal zu spät nach Hause kam. Mit einem Schwung stand ich auf einer Mauer, von der ich auf die nächste kletterte und schließlich sicher im eigenen Garten landete. Leider bin ich dann aber doch kein Indiana Jones und so hatte ich mir dabei beide Arme aufgeschlitzt, na ja passiert…

      Es sollte übrigens so etwas wie den Indiana Jones für Tibet geben, dann wäre die Zukunft unseres Faches gesichert. Die Religionswissenschaftler haben seit Sakrileg ihren Tom Hanks, die Archäologen Indiana Jones und was haben wir? Brad Bitt 7 Jahre in Tibet… kein Wunder, dass es in unserem Fach so viele Dharmafreaks gibt. Das wird mir hier an der Shedra, der Uni, immer bewusster, ich zögere noch mit meinem Urteil: Entweder ist die Shedra eine Selbshilfegruppe oder aber eine Sekte. Eine wissenschaftliche Einrichtung ist sie jedoch nicht.
      Letzteres verdeutlichen zB die Prüfungen, so bestand die einzige Aufgabe in der ersten Klausur im Fach „buddhistische Philosophie“ darin, dass Inhaltsverzeichnis eines wichtigen Textes auswendig zu lernen und niederzuschreiben. Kritische Auseinandersetzung? Fehlanzeige!
      Und außerdem frage ich mich nach dem Sinn, nach Nepal zu reisen, hier zu leben aber dann vorwiegend von Amerikanern unterrichtet zu werden (mein Lehrer war übrigens Franzose) und nach der Uni immer mit denselben Leuten der Shedra (also vorwiegend Amis) rumzuhängen, um mit ihnen Alkohol und Drogen zu verköstigen und wilde Parties zu feiern. Jüngst wurde mir auch von Orgien berichtet. Und selbst die Angestellten der Shedra, die stets in Mönchsrobe rumlaufen und Seriösität verkörpern, lassen sich bei Parties gehen und machen sich einen Spaß daraus, Männern in die Hose zu fassen.
      Hierzu passt auch, dass Studentinnen von Dozenten ermutigt werden, sich einheimische Freunde zu suchen. Konsequenterweise werden dann den Westlerinnen junge Tibeter als Sprachpartner zugeteilt (die sich auch prompt daran machen, dieses Ideal zu erfüllen).
      Also vielleicht ist es statt einer Sekte oder Selbsthilfegruppe doch noch eine Partnervermittlung?

      Im Ernst: Ich kann bei all dem nur noch mit dem Kopf schütteln. Das sind Jugendliche auf der Suche nach sich selbst, die hoffen den Sinn des Lebens im Buddhismus zu finden, statt dessen jedoch nur den Rausch entdecken und schlimmstenfalls hier hängen bleiben…
      Sicher, die Sprachkurse haben ein gutes Niveau, wer sich hier einschreibt und neben der Uni lieber einheimische Sprachpartner sucht (und das nicht fürs Bett), statt in diese „Gemeinschaft“ zu geraten, für den kann ein Aufenthalt hier sicher eine große Bereicherung sein… ob dies dann diese hohen Kosten wert ist, bleibt eine andere Frage.

      Das Highlight der ersten Wochen war sicher der Besuch von Gabi und Anni, die auf dem Weg nach Lhasa (neidneidneid) einen Stopp in Bouddha einlegten. Neben einem Essen im Hyatt bedeutete dies für mich vor allen viele schöne Ausflüge. Der wichtigste und tollste war sicherlich die Fahrt nach Pharping, einem kleinen beschaulichen Ort eine Autostunde außerhalb Kathmandus. Ein Kleinod um es treffend zu beschreiben. In diesem Ort befindet sich versteckt hinter einem kleinen Kloster (das keinesfalls so dekadent wie Klöster in Bouddha ist) eine Höhle, in der Padmasambhava, eine der herausragenden Figuren der tibetischen Geschichte, vor über 1.000 Jahren gelebt und meditiert haben soll. Das schönste an dieser Stätte war, dass sie so rein gar nicht touristisch ausgeschlachtet wurde und sehr natürlich wirkte (vielleicht der einzige Ort in Nepal, bei dem man das sagen kann).
      Angeregt durch dieses Erlebnis konnte ich auch hier nicht anders als (mit Sandalen) den Berg zu erklimmen und selbst als meine Mitstreiter aus Respekt vor dem Berg längst aufgegeben hatten, trug es mich bis zum Gipfel. Vielleicht werde ich ja doch noch zum Bergsteiger?

      Ich könnte mich noch weiter in Kleinigkeiten verlieren, so zum Beispiel in Berichten über Nadja und Judith, zwei Münchner Tibetologinnen, mit denen ich u.a. ein Wochenende in Nagarkot verbracht habe (obwohl doch: Mir gelang es den Taxifahrer von 2.500 auf 1.200 Rupees herunterzuhandeln *hrhr*) aber ich glaube, dass dies für euch weniger spannend wäre.

      Das Schlimmste, vielleicht aber auch das Beste, an dieser Zeit war, dass meine externe Festplatte zu Beginn meines Aufenthaltes kaputt gegangen ist und ich daher nur noch 2 Filme und eine Serie zur Verfügung hatte: Berlin Calling, Herr Lehmann und IT crowd. Und von Judith bekam ich dann noch Keinohrhasen und den Herrn der Ringe. Aber ich war ja auch nicht hier zum Filmschauen, dennoch wären einige Abende ohne Strom sicherlich schneller vorbei gegangen. Aber was beschwere ich mich, derzeit haben wir 2 bis 3 Stunden Stromausfall am Tag. Ab nächsten Montag werden es 15 bis 18 Stunden sein.


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      part 2/4


      - Lumbini -

      Nach 8 Wochen Bouddha musste ich dann endlich mal ins Land fahren und mein erstes Ziel war Lumbini, Buddhas Geburtsstadt im Süden Nepals. Aufgestanden sind wir um 5 und in Lumbini angekommen sind wir schon wenig später um 19.30 Uhr. Es ist der Wahnsinn, wie lange man in diesem Land für eine so kurze Strecke benötigt und witzigerweise fand ich just an diesem Tag einen Artikel in der Kathmandu Post, über die eigentümlichen Deutschen, die sich beschweren, wenn ihr Zug mal 5 Minuten zu spät kommt. Und das doch eigentlich „Deutschbahn“ das Vorbild für Nepal sein sollte. Herzlich gelacht.

      In Lumbini selbst haben sich Judith und ihr nepalesisch-amerikanischer Freund (Partnerbörse Shedra funktioniert wie gesagt) ein Hotelzimmer genommen. Mir war das viel zu teuer zumal das weit weg vom eigentlichen Gelände war (und auf Urlaub mit einem Pärchen hatte ich auch wenig Lust). So bin ich in ein Koreanisches Kloster gegangen, in dem es zwar so rein gar keine Annehmlichkeiten gab (nicht mal ein Bett), jedoch war es günstig (ich handelte mir noch einen 33% Nachlass auf die Miete heraus) und mitten auf dem Gelände.

      Dieses ist dreigeteilt und um euch eine grobe Idee der Größe zu geben, einmal von Süden nach Norden laufen dauert gern mal über eine Stunde:

      Im Süden befindet sich das Heiligste, der Maya Devi Tempel, der die genaue Geburtsstätte Buddhas zeigen soll (dargestellt mit dem (angeblich?) originalen Wegstein).
      In der Mitte befindet sich eine große Klosteranlage, ich würde mal auf 20 Klöster schätzen, darunter 2 europäische (Deutschlands schreckliches Kitschkloster sowie ein einfaches langweiliges Kloster Österreichs – warum auch immer gerade diese beiden Europäer dort vertreten sein müssen, ach ja die Franzosen bauen gerade auch ein Kloster) und daneben Klöster vieler asiatischer Staaten. Am schönsten in meinen Augen Myanmars Golden Temple, der leider zugesperrt blieb, sowie die imposante Anlage Thailands. Bhutan und die Mongolei planen bzw. bauen gerade eigene Anlagen davon verspreche ich mir viel und auch Kambodscha baut eine schöne Anlage.
      Im Norden schließlich befinden sich das Lumbini Museum (welches hoffentlich noch im Bau ist, denn bisher gibt es dort nichts außer ein paar Fotos) und daneben, versteckt und weitab von jedwedem Leben das Liri, das Forschungszentrum, welches von einem deutschen geleitet wird. Für mich (alle Buddhisten dürfen mich jetzt schlagen), war dies die beeindruckendste Anlage vor Ort. Das liegt zum einen in der Architektur, die so wohl einmalig sein könnte, aber auch darin, dass dieses Institut wunderbar klimatisiert ist und tausende Bücher beherbergt – hier lässt es sich wunderbar arbeiten. Herr Cüppers ließ uns zwei Tage dort arbeiten und lud uns anschließend in ein teures japanisches Restaurant ein. Ich hätte nie gedacht, dass japanisch so lecker sein kann, so ganz ohne Fisch ;)

      Das größte Problem an Lumbini ist das Klima, es war noch Ende Oktober brütend heiß, so dass man ab 12 kaum noch vor die Tür gehen wollte. Hier erwies es sich wieder einmal praktisch, im Kloster zu leben und um 5 geweckt zu werden. So hatte ich um 10, als normale Touris gerade zum Frühstück gehen, bereits die halbe Anlage besichtigt. Und mehr als die Klöster einmal anzusehen, kann man dort auch nicht tun, weswegen ich ganz froh war ins LIRI gehen zu dürfen und nach 3 Tagen schon wieder weiter reisen zu können.

      Wir hatten noch die Idee nach Kapilabastu zu fahren, der Stadt in der Buddhas Mutter gelebt hatte. Jedoch fand sich im Reiseführer nicht ein Hinweis, dass es dort wirklich etwas zu sehen gäbe und so ließen wir es sein… und das vielleicht auch zu unserem Glück. Ich las danach in der Zeitung, dass es in dieser Stadt zu dieser Zeit 127 Dengue-Fälle gegeben hat und schon 3 Menschen daran gestorben sind.


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
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      part 3/4

      - Pokhara -

      Früh um 4 ging es dann schon wieder los und nachmittags um 4 hatte der Bus die 250km nach Pokhara bewältigt. Die Strecke war noch atemberaubender als die nach Lumbini: Es ging steil die Berge hoch und runter, über wilde Flüsse, entlang an steilen Abhängen und Wasserfällen und immer wieder wilde Abfahrten hinab in der Hoffnung, dass die Bremsen nicht versagen (Das dies ab und an vorkommt, zeigten einige zermalmte Laster im Straßengraben). Einigen Leuten, auch und gerade Nepalesen, wurde es dabei richtig schlecht und auch ich bekam fürchterliche Kopfschmerzen.

      Belohnt wurde man in Pokhara mit einer wunderbaren Aussicht. Man kann dies nur schwer beschreiben, aber man sitzt an einem wunderschönen See und ringsherum sieht man schneebedeckte Gipfel zum Greifen nahe. Das Problem an Pokhara ist jedoch, dass sich dies herum gesprochen hat und sich am Ufer Hotel an Hotel, Restaurant an Restaurant häufen. In diesem Jahr hatten wir einen neuen Besucherrekord. 1.500 Touristen sollen in der Woche, in der ich dort war, täglich neu angereist sein. Das Ergebnis ist ein schwer zu ertragender Trubel und auf den Straßen eine Rarität mal einen Nepalesen zu sehen (in den Geschäften arbeiten auch meist Inder). Als Kifferparadies am See erinnerte mich dieser Ort doch sehr an Goa… Auch hier stranden viele Westler auf der Suche nach sich selbst und zünden sich beim aufstehen bereits den ersten Joint an… na wer es braucht.
      Judith und Tenzin blieben im Touriviertel und mich zog es wieder raus, am Nordufer des Sees fand ich ein tibetisches Zentrum in einer herrlich-friedlichen Ecke.

      Noch friedlicher waren jedoch die Berge und besonders wenn man den Weg auf den höchsten Berg der Gegend nimmt, von dem im lonely planet explizit abgeraten wird, findet man unterwegs nicht einen einzigen Touristen (die nehmen bergauf meist ein Taxi und bergab einen Tandemsprung).

      Unterwegs hatte ich eine märchenhafte Begegnung:
      Der Weg hinauf ist nicht so leicht zu finden und so war ich sehr froh, als aus dem Nichts ein kleiner Nepalese auftauchte und mir den Weg wies… doch dieser führte mich in eine weitere Sackgasse. Und als ich schon fast verzweifeln wollte, stand er plötzlich wieder vor mir und sprach wie das Rumpelstielzchen: „Dieses, junger Mann, war der erste Weg, diesen hast du nicht gefunden, doch verzage nicht, denn es gibt noch 2 weitere Wege, noch 2 Chancen zu deinem Glück“.
      Und so folgte ich einem Bauchgefühl quer durchs Gestrüpp und stand auf einmal vor einer steinernen Treppe, so eine, wie man sie aus dem Herrn der Ringe kennt und die mich schnell (und beschwerlich) nach oben brachte. Da ich jedoch den dritten Weg nicht fand, begegnete mir das Männchen kein drittes Mal und behielt so seinen Goldtopf, bis der nächste Westler kommt auf der Suche nach den drei geheimen Wegen hinauf zum Sarangkot-Gipfel.

      In zweieinhalb Stunden überwand ich nun 1000 Höhenmeter und konnte vom Gipfel das Annapurnapanorama genießen. Bergab nahm ich dann einen vermeintlichen Schleichweg, den mir ein Bauer zeigte, der mich auf Mauern und über Felder ins Tal bringen sollte. Schließlich fand ich ein ausgetrocknetes Flussbett und dieses folgend fand ich nach 3 Stunden dann doch noch meinen Weg ins Ziel und dies in der Gewissheit, dass diesen Weg (der kein Weg war) vor mir wohl kaum ein anderer Europäer gegangen sein könnte.


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      part 4/4

      - zurück in Kathmandu / Festivalsaison -

      Wieder daheim hatte ich nun noch 3 Wochen vor mir und keine festen Termine mehr. Ausreichend Zeit Bouddha noch einmal richtig zu genießen und das bot sich an, da in diesen Wochen die beiden wichtigsten Feste anstanden.

      Zunächst stand Dasain an, für Hindus vielleicht das wichtigste Fest des Jahres. Dieses dauert 15 Tage (äußerst ärgerlich, da viele Geschäfte und Restaurants schließen) und ist der blutlüsternden Gottheit Durga gewidmet. Es gibt also so spannende Tage wie Kala Ratri (die dunkle Nacht), an dem auf einem zentralen Platz 8 Büffel und 108 Ziegen geköpft werden. In jeder Familie ist es Sitte, dass Ziegen geopfert werden und so kann man davon ausgehen, dass während dieser Zeit zehntausende Ziegen getötet werden. Ein Freund meines chilenischen Nachbars erklärte mir recht einleuchtend, warum selbst er als Nicht-Hindu eine Ziege getötet hat: „Entweder ich töte eine Ziege für meine Familie, oder meine Familie tötet mich. Das ist nun mal Tradition“.
      Keine schöne, wenn ihr mich fragt. Aber ich werde mich wohl nie mit dem Hinduismus anfreunden.

      Keine zwei Wochen später (weswegen viele Geschäfte und öffentliche Einrichtungen gleich geschlossen bleiben), beginnt jedoch mit Tihar (in Indien „Diwali“ und das bedeutendste Fest, in Nepal leider nur das zweitwichtigste nach Dasain) ein Fest ganz nach meinem Geschmack. Statt Tiere zu opfern, wird ihnen gehuldigt. So gibt es zwei Tage, die Kühen gewidmet sind und an einem Tag stehen Hunde im Mittelpunkt. Wenn ich das richtig recherchiert habe, dann helfen Hunde den Seelen über den Fluss der Totenwelt. Nun jedenfalls werden selbst die Straßenhunde mit Blumenkränzen geschmückt, das einfach nur zu niedlich aussieht. Ich nutzte (ohne dies vorher zu wissen) diesen Tag, um der Straßenhundestation einen Besuch abzustatten. Derzeit sind dort 5 Hünde untergebracht… die teils nicht gerade appetitlich anzuschauen waren. Die Station ist nicht wirklich gut ausgestattet, mehr als pudern und Verbände wechseln, können sie nicht leisten. Die Leitung hat übrigens auch eine Deutsche inne. Und da man buddhistisch sein möchte, verwehrt man sich gegen das Einschläfern von Tieren, das mir nicht immer einleuchtet…
      Am Freitag, dem Fest der Lichter, besucht schließlich die Göttin des Wohlstandes Lakshmi alle Haushalte, die sie angemessen einladen. Es werden also alle Häuser in allen Fenstern mit Kerzen geschmückt (selten sah die Stupa so schön aus) und vor den Eingängen werden aus Sand und Lichtern bunte Bilder erstellt, von denen aus ein mit Kerzen ausgeleuchteter gemalter Weg, in das innere des Hauses führt.

      Apropos Hunde: Ich bin verliebt, doch statt Frau oder Kind würde ich am liebsten einen kleinen süßen Welpen mitbringen. Er ist schwarz und hat eine weiße Nase, weiße Pfötchen und einen weißen Streifen am Bauch. Ich hoffe aber stark zu bleiben…

      Wer jedoch glaubt, dass diese Festivalsaison den Frieden in den Menschen fördert, der irrt. Die Parteien streiten noch immer vergebens um eine Regierungsbildung und auch die Kriminalität habe ich nie so stark wahrgenommen wie derzeit. Letzte Woche wurde ein Mönch in Thamel, dem Touristenviertel, auf dem Weg von der Wechselstube ausgeraubt und erschossen, zwei Tage danach wurde ein Jugendlicher erstochen und außerhalb von Kathmandu ein Thangkha-Maler.

      Gerade nun entschied unser Vermieter, umziehen zu müssen. Seiner Meinung nach, sei unser Haus hier (das ich sofort kaufen würde) zu alt und nicht schön genug. Das neue Haus sei nur 3 Jahre alt und komfortabler. Ich habe es selbst noch nicht gesehen, aber ich war in diesem Viertel und muss sagen, dass zumindest die Wohngegend nicht im Geringsten mit unserem schönen sicheren und sauberen Platz mithalten kann. Der neue Ort ist mitten zwischen 2 fürchterlichen Müllhalden und nur durch schmale dunkle Gassen zu erreichen, eine Bekannte nannte es auch folgerichtig „die gefährliche Ecke“.
      Das allein würde mich die letzte Woche nicht mehr stören, jedoch verzweifle ich gerade am nepalesischen Naturel, das unser Schweizer Vermieter nach 20 Jahren übernommen hat. Freitag, so hieß es, sollte es losgehen und seither nur noch jeden Tag „morgen“. Ich lebe also seit einer halben Woche aus Koffern, habe nichts mehr im Zimmer stehen, das wohnlich wäre, einige Möbel und mein zweites Bett, meine einzige Ablagefläche, wurden schon Freitag herausgenommen und so fühle ich mich nicht mehr wohl. Passend hierzu bin ich seit einer Woche krank, erst hatte ich schweres Fieber und war zu nichts zu gebrauchen, mittlerweile ist es nicht mehr schlimm, aber ich bin derzeit so genervt, dass mir das Abschied nehmen doch gar nicht mehr so schwer fällt. Ich kann auch gar keine Ausflüge planen, da ich jeden Morgen warten muss, ob es denn losgeht, ob ich da sein muss.
      Nachtrag: letzte Nacht kamen wir nicht ins Haus, da der Hausbesitzer dachte, wir wären bereits ausgezogen und sicherheitshalber die Tür verriegelt hat. Bei dieser Gelegenheit hörten wir seine Version der Auszugsgeschichte, die kein so gutes Licht auf Roger wirft, aber ich mag das nicht beurteilen … für mich war viel spannender zu hören, dass jede Etage statt 70 nun 120€ im Monat kostet und Roger 270€ verdient, wenn alle Zimmer vermietet sind… ich habe mir ernsthaft überlegt, das Haus zu übernehmen, aber dann bräuchte ich noch jemanden vor Ort, der es verwaltet. Na ich frag mal Dorje ;)
      Nachtrag der Zweite (habe den dritten Tag in Folge kein Internet): Gestern sind wir nun doch endlich umgezogen. Das neue Haus ist ein großer Neubau, in dem wir nun die 2. und 3. Etage bewohnen. Das Haus ist unbestreitbar schön, die Küchen modern und sauber (ohne Kakerlaken geht es aber auch hier nicht) und zudem gibt es auf jeder Etage nun eine schöne Sitzecke. Ich wurde in die obere Etage versetzt und habe nun ein Zimmer mit Balkon, welches nur für mich 2€ die Nacht kostet, die Nachmieter werden mehr bezahlen müssen. Nach Norden haben wir eine kleine Freifläche mit Bäumen, die als Müllhalde genutzt wird, letzte Nacht gab es dort auch ein kleines Feuerchen. Die anderen 3 Seiten sind mit hohen Neubauten zugebaut, auf einer Seite kann man von deren Saison sogar auf unseren springen, so nah ist das. Und der Weg zur Stupa ist eine schmale dunkle Gasse, mitten durch eine stinkende Müllhalde. Also für das Wohnumfeld gibt es nicht einen Punkt.
      Das Haus hätte auch noch viel schöner sein können, wenn der Architekt mehr nachgedacht hätte. So sind fast alle Zimmer nach Norden und nur 3 nach Westen. In einem Land, in dem es keine Heizungen gibt, erscheint es mir selten dämlich, ausgerechnet die Bäder (2 pro Etage, wobei oben nur ein Gemeinschaftsbad ist und eines attached) auf die Südseite zu bauen. Auch frage ich mich, warum nur 3 Zimmer einen Balkon haben, davon hat aber ein Zimmer allein schon 3 Balkone. Funktional durchdacht ist wenig und so haben wir heute Nacht alle noch mehr gefroren als im alten Haus, aber war nicht gerade die Kälte ein Grund für den Umzug? Gestern konnte ich noch etwas mit Roger reden und er berichtete mir von einer Seherin, die im alten Haus war und gespürt hat, das etwas Schlimmes in diesem Haus passiert wäre. Wie dem auch sei, Leben lässt es sich hier sicher gut und die Gemeinschaftsräume und Küchen sind eine klare Verbesserung, wenn es nun noch warmes Wasser zum Duschen gäbe, könnte man es guten Gewissens weiterempfehlen.
      Ich vermiss mein altes Haus dennoch… von euch möchte es nicht zufälligerweise jemand mit mir zusammen betreiben?
      Update 3: noch ein Tag ohne Internet. So langsam nervt es mich…

      Für meine letzten Tagen habe ich noch einige Pläne: das Nepal-Research-Center wollte ich noch besuchen (das hat bisher aufgrund der vielen Feiertage nie geklappt), beim internationalen Theaterfestival werde ich 2,3 Mal vorbei schauen, ins Kino muss ich unbedingt noch und ja am liebsten dann auch noch einmal Thamel, um 1,2 Bücher mehr zu erwerben ;)

      Soviel für heute, herzlichen Glückwunsch an alle, die es bis hierher geschafft haben. Ich fliege nächsten Dienstag heim und bin dann spät abends wieder in Leipzig. Bis dahin werde ich mich wohl kaum noch mal melden… wer also etwas benötigt, der müsste sich schnell melden, aber versteht, dass ich alle sperrigen und schweren Geschenkwünsche einfach nicht erfüllen kann.

      Bis bald… die sonnigsten Grüße aus dem spätsommerlichen Bouddha
      der Stefan


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust: