Angepinnt Zeitungsartikel über die MN`s und Tir

      Zeitungsartikel über die MN`s und Tir

      unbedingt archivierungswürdig! Vielleicht trag ich die anderen Artikel mal nach, aber glaub die hatte ich nur als pdf...


      Saarbrücker Zeitung vom 11.05.2009
      saarland.sz-sb.de/Elias/ ("suche" => "mikronation")

      Eine Homepage als Staatsgebiet
      Nutzer haben im Web kleine Spaß-Staaten gegründet, in denen sie ihre politischen Fantasien ausleben
      Von wegen Politikverdrossenheit: Im Internet existieren kleine virtuelle Nationen, deren „Bürger“ ihr Staatsoberhaupt wählen und internationale Beziehungen führen. Der größte „Staat“ zählt mittlerweile rund 17 000 Bürger.
      Von SZ-Redaktionsmitglied
      Alexander Manderscheid
      Saarbrücken. Wer einen eigenen Staat gründen möchte, wird vermutlich auf eine Reihe von unüberwindbaren Hindernissen stoßen. Doch auch in diesem Falle bietet das Internet ungeahnte Möglichkeiten, vorausgesetzt man verzichtet auf eine Anerkennung durch die Vereinten Nationen (UNO). Im Netz wimmelt es inzwischen nur so von Spaßländern, sogenannten virtuellen Staaten.
      Die Länder im Netz, deren Vertreter sie auch als Mikrostaaten bezeichnen, funktionieren dabei ähnlich wie ihre realen Vorbilder. So werden beispielsweise in der Bundesrepublik Bergen unter mnbergen.de alle vier Monate der Bundestag und alle sechs Monate der Bundespräsident gewählt. Stimmberechtigt sind alle Nutzer, die von Bergen als Staatsbürger anerkannt sind. Zurzeit sind es zwölf, vor einem Datencrash waren es einmal über 60. Demokratie ist in den virtuellen Staaten aber nicht Pflicht, jeder führt sein Land, wie er es möchte. „Jede Mikronation hat ihren eigenen Charakter, ihre eigene Gesellschafts- und Staatsform“, erklärt Sven Kasubek aus Bergen.
      Eine weitere demokratische Mikronation ist die Freie Republik Tir Na Nòg mit dem virtuellen Staatsgebiet auf freie-republik.de. Wie bei den meisten ist auch hier ein Forum das Herzstück des Portals. Je ausgefeilter und liebevoller die Seite gestaltet ist, umso mehr Dinge sind dort zu entdecken: selbst gestaltete Flaggen, Feiertage zum Geburtstag des Gründers oder beispielsweise zum Gedenken an ein Idol, eigene Personalausweise oder eigenkomponierte Hymnen. Auf der Internet-Seite elyster.de der Republik Steinhammer laufen sogar liebevoll ausgedachte Nachrichten zur Mikronation über einen Ticker.
      Wie in allen virtuellen Republiken können die gewählten Staatsoberhäupter Gesetze erlassen, die das Surfen auf der „Staats“-Seite betreffen, die sogenannten Einreisebedingungen. Ein weiteres Beispiel für eine solche Republik ist der Freistaat Fuchsen mit der Hauptstadt Klapsmühltal (freistaat-fuchsen.de).
      Der wohl größte virtuelle Staat ist zurzeit Cyber Yugoslavia auf dem englischsprachigen Potal juga.com. Die Mikronation in Andenken an das ehemalige, reale Jugoslawien meldet knapp 17 000 „Staatsbürger“.
      Einen anderen Ansatzpunkt haben die Mitglieder der virtuellen Nation Tomanien gewählt. Auf dem Webportal tomanien.de setzen sie sich in Form der Satire mit der NS-Vergangenheit Deutschlands auseinander. Sie orientieren sich dabei an dem berühmten Kinoklassiker „Der große Diktator“ mit Charlie Chaplin. Dieses Beispiel zeigt, dass es sich bei den virtuellen Staaten eigentlich um Spiele handelt, „man simuliert aber in erster Linie Politik, und auch gesellschaftliche Ausgestaltung kommt in einer Mikronation nicht zu kurz“, erläutert Sven Kasubek. Seine Bundesrepublik Bergen verfolgt sogar „internationale Beziehungen“. 23 der Mikronationen sind darüber hinaus in der sogenannten United Virtual Nations Organisation (UVNO) unter uvno.freie-republik.info organisiert, die an die realen Vereinten Nationen (UNO) erinnert und von Mitglieder verschiedener virtueller Nationen geführt wird.
      Dennoch kommt es hin und wieder auch zu Kriegen. Ein beliebter Schachzug ist es, das Forum des gegnerischen Staates mit sinnlosen Nachrichten voll zu bombardieren. Diese Konflikte bleiben jedoch relativ selten, handelt es sich doch bei den Beteiligten meist um politisch interessierte Menschen, die sich auf spielerische Art den Prinzipien der Meinungsbildung, Regierung, Wahl und Gesetzgebung nähern wollen.
      In der Regel kann jeder Nutzer mitmachen und einen Einreiseantrag stellen, der von der Nation akzeptiert wird. Die Teilnahme ist kostenlos. „Jede Mikronation hat ihre eigene Gesellschafts- und Staatsform.“
      Sven Kasubek
      Republik Bergen

      Bildunterschrift
      Auch das Internet ist nicht frei von (virtuellen) Schlagbäumen. Foto: AP


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      ein älterer Artikel

      Quelle: politik-digital.de/archiv/edemocracy/mikro.shtml

      Wer regiert im Internet? - Die virtuelle Welt der Mikronationen
      946684800

      Die DDR existiert seit 10 Jahren nicht mehr als realer Staat. Seitdem gibt es sie nur noch als virtuelle Welt im Internet,
      in der Ostdeutsche und auch Westdeutsche die Vorzüge des sozialistischen Deutschlands preisen. Im Internet gibt es aber zusätzlich zahlreiche Nationen, die einzig virtuell existieren. Diese sogenannten Mikronationen werden von Usern gegründet, um selbst gesellschaftlich und politisch gestalten zu können.

      In den letzten Jahren haben immer mehr dieser virtuellen Länder ihre Unabhängigkeit im World Wide Web ausgerufen. Allein in Deutschland gibt es mittlerweile schon über 50 Mikronationen, weltweit dürften es Hunderte sein.
      Jeder User kann Bürger einer Mikronation werden, er braucht dazu meist nur ein kleines Formular auszufüllen und muss eine eigene Email-Adresse besitzen. Danach kann er nach Herzenslust walten und gestalten.

      Und so sehen sie aus...

      Die Staaten ähneln von den Grundzügen her ihren realen Pendants. Zumeist gibt der Webmaster eine Verfassung vor und dementsprechend die entsprechende Staatsform, doch danach können die normalen Bürger ihren Einfluss geltend machen. Sie können Parteien, Firmen und Organisationen gründen, Regierungsämter oder hohe Militärränge übernehmen, einer bestimmten Religionsgemeinschaft beitreten oder für eine der virtuellen Zeitungen schreiben. Durch Gesetzesinitiativen sind sie theoretisch sogar in der Lage, das Grundgerüst des Staates, die Verfassung, zu verändern.
      Herzstück der Mikronationen sind dabei die Foren. Abhängig von der jeweiligen Staatsform entweder Parlament oder Senat genannt tun dort die Bürger ihre Meinung zur aktuellen politischen oder gesellschaftlichen Situation kund.

      Die verschiedenen Nationen bieten politisch ein breites Spektrum. Es gibt Monarchien mit einem absolutistischen Herrscher, in der Regel dem Staatsgründer selbst, Republiken und parlamentarische Demokratien sowie sozialistische Staaten. Der Aufbau der einzelnen Nationen orientiert sich oftmals an realen Staaten. Die Verfassungen sind ähnlich und die Art und Weise der politischen Umsetzung erweist sich als sehr komplex. In Einzelfällen werden sogar eigene Sprachen entwickelt, die dann jedoch selbst die eigenen Bürger meist nur unzureichend beherrschen. Auf eine Nationalflagge, eine eigene Währung oder besser noch eine eigene Nationalhymne hingegen verzichten die Mikronationen nur selten. So begegnen dem unbedarft surfenden User dann Lobpreisungen in der Art von "Schönes wunderbares Land, unvergleichlich bist du zu schaun! Von zarten duftigen Nebeln sind deine Küsten umhüllt.[....] Oh schönes, wunderbares Land Tir Na nÒg".

      Diplomatie mal virtuell

      Das "Leben" in solchen Mikronationen mag für Computerfreaks schon interessant genug erscheinen, doch richtig spannend wird es erst, wenn diplomatische Beziehungen zu anderen virtuellen Ländern aufgenommen werden. So werden beispielsweise Allianzen und Freundschaftsverträge geschlossen. Höhepunkt dieser "internationalen" Verknüpfungen ist der Zusammenschluss von 18 zumeist deutschsprachigen Mikronationen zur United Virtual Nations Organization (UVNO). Diese besteht seit November 1999 und soll als Interessenvertretung fungieren und bei bilateralen Problemen eingreifen, denn auch in der Welt des Internets soll es schon zu Kriegen gekommen sein. In Kriegen wird meistens versucht, das gegnerische Forum auf irgendeine Weise lahmzulegen. Die UVNO besitzt selbstredend eine Charta und wird in näherer Zukunft sicherlich auch erste Resolutionen verabschieden. In der Vollversammlung wird jedenfalls angeregt über die unterschiedlichsten Themen diskutiert. Generalsekretär ist Andrés R. Chilavert aus der Volksrepublik Wolfenstein.

      Ein Mitglied der UVNO ist beispielsweise die Freie Republik Tir Na nÒg. In dem virtuellen Staat angekommen, wird der User zunächst durch das landestypische "Slainte" begrüßt. Danach erfährt er, dass Tir Na nÒg eine pazifistische, parlamentarische, sozialdemokratische Republik ist, in der vor allem der Spaß an der Sache im Vordergrund stehen soll und es keinen Anspruch auf eine reale Existenz gibt.
      Ansonsten können sich die momentan gut 50 Bürger nach Herzenslust austoben und sich selbst als Politiker versuchen. So bietet sich ihnen ein breites Spektrum verschiedener Parteien an, von der konservativen Volkspartei bis zur Partei der Teufelsanbeter, denen sie beitreten können. Ihre politische Überzeugung geben sie dann im Parlament zum Besten. Darüber hinaus ist es möglich, in beispielsweise dem Institut für Grenzwissenschaften und Ufologie oder der Kirche zur Einführung des absoluten Gottesvertrauens aktiv zu werden oder besser noch eine ganz eigene Organisation zu gründen. In Wirtschaftsunternehmen wie dem Tirotel geht es nicht zuletzt darum, ordentlich Batzen zu verdienen - so nennt sich die offizielle Landeswährung - und diese dann auf das eingerichtete Konto in der Zentralbank zu bringen.

      Weitere Organisationen

      Neben der UVNO gibt es auch noch weitere internationale Zusammenschlüsse, die Organisation für den Frieden, die Virtuelle sozialistische Internationale und die International Organization of Food Exporting Countries (IOFEC). Mittlerweile ist außerdem eine virtuelle Landkarte entstanden, auf der ein Teil der Mikronationen seine geographische Position verewigt hat.

      Die mikronationale Welt erscheint auf den ersten Blick als ungeheuer riesig und es stellt sich schnell die Frage, wie viele Menschen wohl der virtuellen Entfaltungsmöglichkeit verfallen sind. Ohne Zweifel nur sehr wenige, denn obwohl sich die Mikronationen sehr viel Mühe mit ihrem Staat geben, verfügen nur die wenigsten von ihnen über mehr als 100 Bürger. Darüber hinaus beschäftigt sich vor allem ein spezieller Menschentyp mit dieser Mischung aus Spiel, Abenteuer und Politik. Der typische Bürger ist männlich und jünger als 40 Jahre alt. Nicht selten drückt er noch die Schulbank oder lauscht gelehrig den Worten eines Uni-Professors.

      Grundsätzlich gibt es zwei Hauptmotive für die Gründung von Mikronationen. Ein sehr wichtiger Aspekt ist der einfache Spaß an der Sache. Bei diesen Mikronationen finden bisweilen auch Fantasy-Elemente ihre Aufnahme, so basiert das Drullische Imperium teilweise auf dem Computerspiel Battle Isle sowie den klingonischen Gesellschaftsaspekten aus dem Stark Trek-Universum.

      Zuflucht im Netz

      Trotz alledem gibt es auch Mikronationen, die höhere Ziele anstreben oder anderweitig aus der Rolle fallen.

      Hervorzuheben ist Cyber Yugoslavia, das den Spalt zwischen Realität und Fiktion zu überwinden sucht. Diese Mikronation besteht seit September 1999 im ehemaligen Jugoslawien. In diesem Fall wird aus dem Spiel tatsächlich ernst, denn von den Kriegen auf dem Balkan getroffen, haben mittlerweile schon knapp 13.000 Menschen eine virtuelle Zuflucht in Cyber Yugoslavia gesucht. Es ist geplant, bei einer Einwohnerzahl von fünf Millionen Bürgern, wahrscheinlich sogar früher, eine Mitgliedschaft bei der UNO zu beantragen und somit als souveräner Staat zu gelten. Demnach will sich Cyber Yugoslavia ein Territorium von 20 Quadratmetern von der UNO erbitten, in dem es als Zentrum des Staates seinen Server platzieren kann.

      Eine hochinteressante Geschichte verbirgt sich hinter der Principality of Sealand. Am 2. September 1967 nahm der ehemalige englische Major Paddy Roy Bates die verlassene britische Militärbasis Roughs Tower entlang der englischen Ostküste in seinen Besitz, nachdem die Engländer diese räumen mussten, weil sie sich schon außerhalb des englischen Hoheitsgebietes in internationalen Gewässern befand. Bates siedelte dort mit seiner Familie an und verkündete die Unabhängigkeit von Sealand.
      Den Engländern gefiel das nicht besonders, so dass sie Bates mit Marineeinheiten zu provozieren versuchten, der dann auch tatsächlich alte Kanonenkugeln abfeuerte, die noch auf der Militärbasis herumlagen. Folglich wurde Bates vor einem englischen Gericht angeklagt. Das Gericht merkte jedoch an, dass es über ein Gebiet auf hoher See keine Jurisdiktion ausüben dürfe. Somit wurde indirekt die Souveränität Sealands bestätigt.

      Eventuellen Nachahmern sollte an dieser Stelle mitgeteilt werden, dass eine solche Aktion mittlerweile nicht mehr möglich ist, da die Vereinten Nationen dies mit der Seerechtskonvention vom 10. Dezember 1982 verboten haben. Eine künstliche Insel in internationalen Gewässern darf nicht mehr für unabhängig erklärt werden.
      Weiterführende Links

      * Abhängige Republik bibeltreuer Kommunisten Kaputistan
      * Bananaworld
      * Bovigo - Suchmaschine für Mikronationen
      * Demokratische Republik Unitia
      * Demokratische Union Ratelon
      * Feltarisches Imperium
      * Freie Protektur Kyrolonien
      * Freie Republik Laputa
      * Freistaat KLE
      * Gelbes Reich
      * Gran Ducado La Almadraba
      * KTR Hansastan
      * M.I.D.I. Textor
      * Republik Albernia
      * Republik Aranien
      * Sacro Imperio de Reuniao
      * Sozialistische Republik Aldera
      * Talossa
      * The Kingdom of Triparia
      * The Lyrican Republic
      * The Principality of Freedom
      * The Republic of Lomar
      * Vereinigte Föderation Sozialistischer Republiken Vulkan
      * Vereinigte Staaten von Astor


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      ein alter Artikel wieder aufgetaucht: focus.de/politik/deutschland/c…t-bin-ich_aid_189318.html

      FOCUS Magazin | Nr. 14 (2001)
      CYBERWELT
      Der Staat bin ich
      Montag 02.04.2001, 00:00 · von FOCUS-Redakteur Thomas Röll

      Das Internet ist voll von Diktatoren, Präsidenten und Königen. Jeder von ihnen herrscht über ein virtuelles Reich
      Schlechter hätte der Tag für den Ministerpräsidenten kaum beginnen können. Binnen weniger Stunden erklärten gleich zwei Mitglieder seiner Regierung ihren Rücktritt. Erst nahm der Außenamtschef des Freistaats seinen Hut, dann räumte der Kriegsminis-ter seinen Posten. Doch bevor sich der Verlust zweier verdienter Ressortchefs zu einer ernsthaften Regierungskrise ausweiten konnte, riss der Ministerpräsident die Initiative wieder an sich: Die beiden Ämter, teilte er seinem Volk mit, würden nicht mehr besetzt. Stattdessen verfügte der Staatschef, das eingesparte Geld „für Jägermeister auszugeben“.

      So leicht lässt es sich regieren, wenn man den Staat selbst erschaffen hat, die Untertanen virtuell sind und das Gemeinwesen lediglich ein paar Mega-byte Speicherplatz auf der Festplatte eines Computers belegt. Der Freistaat KLE existiert nur im Internet. Er ist eine von rund 50 deutschsprachigen Nationen im weltweiten Datennetz.

      Cyber-Staaten, so erklärt die Micronations-Website, „simulieren, jede Nation auf ihre eigene Art, ein politisches System oder eine bestimmte Ordnung“. Das Spektrum reicht von reinen Nonsense-Staaten wie KLE, dem Königreich Tran-sien, in dem Rudolf I. sich Hofnarren und Mätressen hält, oder Laputa, wo der Münchner Mathematikprofessor Werner Heise auf satirische Weise mit der DDR abrechnet, über das von Computerspielen und Science-FictionSerien inspirierte Drullische Imperium bis zu ernsthaften Politiksimulationen wie der Freien Republik Tír Na n"g, deren Verfassung sich weitgehend am deutschen Grundgesetz orientiert.

      Der Freistaat KLE existiert seit Anfang 1998 und gehört damit zu den ältesten deutschen Internet-Enklaven. „Bei uns geht es darum, dass jede Menge Leute vor dem Computer sitzen und jede Menge Spaß haben“, sagt Staatschef KLE alias Bernd Frank. Der Inhaber einer Werbeagentur in Mainz verspricht jedem seiner Bürger ein Amt. Als Folge dieser Laisser-faire-Politik dürfte KLE der Staat mit der umfangreichsten – mehr als 50 – und illustersten Ministerriege überhaupt sein: Wo sonst gibt es Ressortchefs „für keine Steuererhöhungen und andere Märchen“, „für die Reinerhaltung von Poesiealben“, „für Eigenwerbung, beheizbare Vorderreifen und Samstags frei“ oder eine „Ministerin für das Seelenheil der Gummibärchen“?

      Über ihnen allen thront KLE, Minis-terpräsident auf Lebenszeit. „Ich habe die Macht, die Domain und den Webspace“, beschreibt Bernd Frank seine herausragende Stellung. Wen wundert es da, dass sich im Freistaat eine ernsthafte Opposition, obwohl ausdrücklich zugelassen, nicht findet.

      Überhaupt dienen viele Mikronationen dem Ausleben absolutistischer Machtphantasien ihrer Schöpfer und Herrscher. „In einer Demokratie reden zu viele mit“, begründet König Rudolf, der im normalen Leben einen Wäscherei-Lkw fährt und täglich mehrere Stunden vor dem Computer verbringt, die von ihm gewählte monarchische Regierungsform. „Ich möchte eingreifen können, wenn in der Simulation etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle“, verteidigt Tobias Neumayer, Imperator von Drull, den Anspruch, gegenüber seinem gut 40-köpfigen Volk ein „Ermächtigungsgesetz“ durchzudrücken. „Außerdem“, sagt der 22-jährige Student des Wirtschaftsrechts, „kann ich im Internet Seiten von mir ausleben, die ich im realen Leben nicht zeigen darf.“ Bei den Jungen Liberalen in Siegen, denen er angehört, weiß Neumayer, würden derartige Machtansprüche weniger goutiert.

      „Die meisten Internet-Staaten sind Egoismus-Projekte“, gesteht NetzRegent Axel Lämmle, im realen Leben Fahrlehrer aus Jesenwang bei München. „Aber Nationen, in denen die Gründer keine Macht abgeben, entwickeln sich nicht weiter.“ Er hat sein ursprünglich „diktatorisch geplantes“ Reich Tír Na n"g inzwischen demokratisiert. Als Großrat führt er aus, „was das Parlament beschließt“. In Tír Na n"g, der Name ist gälisch und bedeutet laut Lämmle „Land der Verheißung“, gibt es Parteien, eine Justiz, und regelmäßig wählt das 50-köpfige Volk einen Präsidenten. „Es gibt nichts Demokratischeres als das Internet“, schwärmt SPD-Mitglied Lämmle. „Nirgendwo erfährt man Ablehnung oder Zustimmung so unmittelbar. Aber wer sich durchsetzt, lernt auch, dass er seine Ideen verwirklichen kann.“

      Den Cyber-Bürgern mangelt es nicht an Einfällen. Da werden eigene Sprachen und Kalendersysteme geschaffen, Historien entworfen, neue Provinzen erschlossen, ein Micro-Brother und ein Grand Prix de Micronation de la Chanson veranstaltet, Koalitionen geschmiedet und Kriege geführt.

      „Die Vesteranische Volksfront VNF hat den bewaffneten Untergrundkampf gegen die drullischen Besatzer aufgenommen. Auf einer Landstraße griffen Kämpfer der VNF einen drullischen Militärkonvoi an. Dabei gelang es, den Nachschub abzuschneiden und nebenbei wichtige Waffen für den Kampf zu erbeuten!“ Der Kriegsbericht verdeutlicht, wie in den Micronations Ereignisse simuliert werden: Ein Mitspieler gibt in einem Forenbeitrag einen neuen Handlungsstrang vor, die anderen steigen darauf ein, führen ihn fort. „Die Waffen waren relativ unbedeutend, wenn man davon ausgeht, dass Ihre Kämpfer erst an ihnen geschult werden müssen und sie kaum Munition für diese erbeutet haben“, kontert der für die drullische Armee zuständige Minister die Attacke.

      Nicht immer nähert sich eine Mikronation einem anderen Kleinstaat in feindlicher Absicht. „Angesichts der Tatsache, dass Sie mit der politischen Situation in Ihrem Land nicht mehr ohne fremde Hilfe zurechtkommen, hat der Freistaat KLE beschlossen, Ihnen unterstützend unter die Arme zu greifen und Ihre Nation in die Kolonialgemeinschaft des Freistaats zu integrieren“, schrieb Farlion, Diplomat in Diensten KLEs und Herrscher über Extasien, in Anspielung auf diverse Krisen per E-Mail an die österreichische Regierung. Da eine Antwort ausblieb, integ-rierte der Freistaat die Website Österreichs kurzerhand in seine eigene Homepage und führt die Alpenrepublik seither als selbst verwaltete Kolonie.

      Weitere Expansionsgelüste hegt KLE derzeit allerdings nicht. „Deutschland wollen wir nicht annektieren“, sagt der Ministerpräsident. „Das wäre kein Spaß und brächte nur Ärger.“ Vielleicht könnte er aber wenigstens dem Bundeskanzler einen Tipp geben, wie man Ministerrücktritte locker wegsteckt.

      Die käufliche Republik

      SCHMIERGELDER sind der Regierung Extasiens höchst willkommen

      DER EROBERER Armin Meier, 35, regiert in Extasien. Der Webdesigner und Programmierer aus Heilbronn annektiert gelegentlich fremde Nationen

      Die Spaß-Nation

      DER PRÄSIDENT Bernd Frank, 32, verspricht jedem seiner Bürger ein Amt. Inzwischen zählt sein Staat mehr als 50 Minister

      SINN und Zweck des Freistaats KLE ist die Verbreitung von Unsinn

      Das Fantasy-Reich

      „STAR TREK“ und das Computerspiel „Battle Isle“ standen Pate beim drullischen Imperium

      DER IMPERATOR Tobias Neumayer, 22, lebt im Internet seine diktatorischen Züge aus. Bei den Jungen Liberalen verhält sich der Student demokratisch

      Herrscher im Netz

      Folgende Übersichtsseiten bieten einen Einstieg ins Reich der Cyber-Regenten:

      micronations.de

      Infos und Links zu Cyber-Staaten

      uvno.fr.fm

      Uno der virtuellen Nationen

      bovigo.net
      Portal zur mikronationalen Welt


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      ich lade mal munter weiter alte Artikel hoch, die ich auf meiner Festplatte habe, ehe wieder andere Orden verlangen, nur weil sie sie auch haben ;)

      Quelle: politik-digital.de 6.3.2005

      "Die Realität ist ein herrlicher Ideenspender"
      Interview mit Axel Lämmle

      Virtuelle Staaten sind im Internet zur Zeit auf dem Vormarsch. In diesen sogenannten Mikronationen versuchen die User, selbst politisch und gesellschaftlich zu gestalten. Gründer solch einer Mikronation ist auch Axel Lämmle. politik-digital hat mit ihm gesprochen und versucht herauszufinden, was den Reiz der politischen Einflussnahme im Internet ausmacht.

      politik-digital: Herr Lämmle: Im September 1999 haben Sie die Freie Republik Tir Na nÒg gegründet. Als erstes drängt sich da die Frage auf, warum Sie diesen außergewöhnlichen Namen gewählt haben?

      Axel Lämmle: Der Name stammt aus der irischen Mythologie und beschreibt das sagenhafte "Land der Verheißung", dies erschien mir als ein passender Name für ein solches Projekt...

      politik-digital: Was waren Ihre Motive, eine Mikronation zu gründen? Wo liegt der Reiz?

      Axel Lämmle: Ich interessiere mich schon seit meinem 15. Lebensjahr sehr für Politik, bin seit Jahren parteipolitisch aktiv und wollte ausprobieren, ob diese Art der Politiksimulation im Internet erfolgreich sein könnte. Mich reizte die Vorstellung, die Prozesse in einer Demokratie, Wahlen, Parteien, Regierungsarbeit u.s.w. zu simulieren, besser, neu oder einfach nur anders zu gestalten, oder vielleicht einfach zu lernen, wie schwer politische Arbeit tatsächlich sein kann...

      politik-digital: Sehen Sie Ihre Mikronation als ein reines Spiel bzw. Abenteuer an oder steckt mehr dahinter, beispielsweise die Umsetzung einer politischen Idealvorstellung?

      Axel Lämmle
      Axel Lämmle
      Axel Lämmle: Dieses Projekt soll in erster Linie Spaß machen. Dass auf spielerische Art natürlich auch die Prozesse von Meinungsbildung, Gesetzgebung, Regierung und Opposition u.s.w. praktisch am eigenen Leib erfahren und gelernt werden, ist der zweite wichtige Aspekt.
      Die Freie Republik nennt sich "sozialistisch", ohne aber andere Richtungen auszugrenzen. In erster Linie geht es um die Auseinandersetzung im positivsten Sinne mit den Mitbürgern.

      politik-digital: Kennen sich die Bürger der Freien Republik auch persönlich oder besteht der Kontakt nur über das Internet?

      Axel Lämmle: Sowohl als auch. Es geschieht häufig, dass jemand einen guten Freund mit in die Freie Republik "hineinzieht", weiterhin finden unregelmäßig reale Treffen der Bürger untereinander statt, aus denen sich durchaus auch Freundschaften entwickeln. Großteils kennen sich die Bürger aber nur aus dem Internet.

      politik-digital: Sehen Sie nicht die Gefahr, dass man sich als Bürger einer virtuellen Welt mehr und mehr von der Realität entfernt?

      Axel Lämmle: Ich denke, dass eher das Gegenteil zutrifft. Wer versucht hat, den Weg von einer "Gesetzesidee" über die Formulierung und Überzeugungsarbeit bis hin zur endgültigen Verabschiedung zu gehen, hat die Chance, den realen Gesetzgebungsprozess, der ja noch um ein vielfaches komplizierter ist, leichter zu verstehen. Damit wird meines Erachtens eher der politische Frust in der Realität abgebaut, weil man eben merkt, dass es teilweise schon im Kleinen sehr schwer ist...

      politik-digital: Was für Menschen sind hauptsächlich Gründer oder Bürger einer Mikronation?

      Axel Lämmle: Zu 80% männlich im Alter zwischen 15 und 40 Jahren, ansonsten quer durch den Gemüsegarten, alle Schulabschlüsse und Einkommenshöhen vertreten, zumindest in der Freien Republik. Gemeinsam haben diese Bürger den Spaß am Internet und der politischen Simulation sowie den Wunsch, auf einem bestimmten Gebiet etwas bewegen zu können.

      politik-digital: Auf den Seiten verschiedener Mikronationen ist öfter von Kriegen untereinander die Rede. Da stellt sich doch die Frage, wie so ein virtueller Krieg geführt wird, durch Hackerangriffe?

      Axel Lämmle: Hacking-Angriffe sind verpönt, ebenso Mailbomben oder Virusattacken. Kriege unter den Mikros laufen in den Foren ab, in dem man durch geeignete Programme versucht, das Forum, welches ja der zentrale Teil der Kommunikation eines Landes ist, durch massenhafte Unsinn-Einträge vorübergehend lahmzulegen. Sie sind aber eigentlich eher selten und gelten gemeinhin als Ärgernis. Die Freie Republik beteiligt sich nicht an solchen Kriegen.

      politik-digital: Die Mikronation Cyber Yugoslavia scheint ihre Seite wesentlich ernster zu nehmen als andere. Es ist sogar geplant, bei fünf Millionen Einwohnern, wahrscheinlich sogar früher, eine Mitgliedschaft in der UNO zu beantragen. Was halten Sie von dieser Verschmelzung zwischen virtueller und realer Welt?

      Axel Lämmle: Es ist Usus unter den Mikros, dass diese absolut virtuell sind und keinen Anspruch auf reale Existenz erheben. Mikros, die einen solchen realen Anspruch haben, werden nicht in das virtuell-außenpolitische System integriert. Cyber-Yugoslavia ist auch eher als Oppositionsbündnis gegen das real herrschende Regime zu verstehen, weniger als eine Mikronation im klassischen Sinne.
      Eine echte Vermischung beider Welten halte ich für nicht geeignet, lässt sich aber manchmal aus tagesaktuellem Anlass nicht vermeiden. Aber auch dies kann ja ein Vorteil sein: Eine virtuelle Rentenreform dürfte auch virtuell eine schwer zu knackende Nuss sein und somit Verständnis für die reale Politik wecken. Weiterhin ist die Realität natürlich ein herrlicher Ideenspender...

      politik-digital: Herr Lämmle, wir bedanken uns für das Gespräch.

      Das Interview führte Arnd Herrmann


      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      com!online 10/2000









      Clan Vater des Clans der Siddha, Präsident der SG Dynamo Más é Thoil, Träger des "Großen Väterchen Abraham-Uisge Beatha-Verdienstkreuz vom Fass" in der Stufe "Blended" und des "Verdienstorden der Kirche des freien Weges". Stärkster Mann der Welt - Olympiasieger im Gewichtheben bei den Olympischen Spielen 2004. Erster und einziger nògelischer Meister der Internationalen Oberliga. Meister und Pokalsieger 2017.
      :rstern: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an sie zu verändern." (Karl Marx) :faust:


      Atraverdo im Krähennest

      Das virtuelle Paradies

      P.S.: Ich emphehle auch die Hartzonia-Artikel der darauffolgenden Monate.
      Shanti (Frieden)

      Hutukotmo Kasturbai Gyasto
      La Diputado Presidenta, La Primer Minister y La Ministra de de Previsión Social (stellvertretende Präsidentin, Premierministerin &Sozialministerin) de Federación pacifistas de Atraverdo (FPA)
      Atraverdische Botschafterin in Tir Na nÒg
      atraverdische Zeitung: La Voz de La Paz
      Hutukotmo der atraverdischen Schule des Tir-Buddhismus