(6) Die Reise Aiwendils

      (6) Die Reise Aiwendils

      Aiwendil schwang sich auf Alagos Rücken und gab ihm das Zeichen loszufliegen. Mit einem kräftigen Ruck flog er los. Aiwendil rief ihm zu: "Wir fliegen zur weißen Elbenfestung, ich muss dringend mit jemandem sprechen."
      Alagos kreischte, als Zeichen das er verstanden hatte, laut auf und drehte Richtung Osten ab.
      Nach einiger Zeit tauchte in der Ferne ein Bergkamm auf, dort im Tal vor den Bergen lag die Festung.
      Auf dem höchsten Turm der Festung sah man in weiter Ferne bereits schemenhaft den großen Greif. Sofort eilten ein paar Bogenschützen herbei, doch dann sahen sie das der Greif zur Landung ansetzte. Es bestand scheinbar keine Gefahr.
      Alagos setzte zur Landung an, in der Festung konnte kein Greif dieser Welt landen, er mußte auf den Feldern davor landen.
      Seine Füße berührten den weichen Boden und Alagos landete sanft und ließ Aiwendil absteigen. Er sah bereits einige Reiter, die auf ihn zu ritten.
      "Wer seid ihr", schrien sie ihm entgegen. Aiwendil beruhigte Alagos, flüsterte ihm etwas ins Ohr und stellte sich dann den Reitern entgegen. Als diese direkt vor ihm standen, sagte er: "Ich bin Aiwendil, König der Avari-Elben." Einer der Reiter kam auf ihn zu, stieg vom Pferd und verbeugte sich: "Seid willkommen werter König. Seid ihr gekommen um den Hohepriester zu sprechen?". Aiwendil schüttelte den Kopf: "Nein, vielleicht werde ich auch noch mit ihm sprechen, wenn meine Zeit es erlaubt. Ihr habt einen Gefangenen in euren Verliesen, mit dem ich gerne reden würde. Ich habe einige Fragen an ihn."
      Der Reiter blickte zu den anderen Reitern, die noch auf ihren Pferden saßen und schaute dann erschrocken zu Aiwendil. "Ihr meint", stotterte er schluckend,"ihr wollt den Mann mit dem Silberblick sprechen?". Aiwendil nickte: "Ja, ich glaube er wird mir einiges beantworten können."
      "Ich führe euch zu ihm, wenn dies euer Wunsch ist", sagte der Reiter. Er bot Aiwendil ein Pferd eines anderen Reiters an, der dann mit einem der anderen Reiter zusammen zur Festung zurück ritt. Aiwendil ritt mit dem Reiter, der mit ihm gesprochen hatte, zusammen langsam Richtung Festung. Niemand verlor ein Wort. Nur die Erwähnung des Mannes mit dem Silberblick hatte den Reitern Angst eingejagt.
      Das große Tor der Festung schloß sich hinter Aiwendils Rücken. Einer der Reiter führte in direkt zum Verliess. Aiwendil stieg die Treppen hinab, die in das dunkle und kalte Verliess führten. Es war ein abscheulicher Ort der Kälte und Unbarmherzigkeit. Elben waren keine grausamen Wesen, wer hir hinunter gebracht wurde war ein Schwerverbrecher und verbreitete Angst und Schrecken bei den Wesen dieses Landes. Hier fand man keine Orks oder Trolle, hier fand man dunkle Wesen die mordend und raubend durch das Land zogen. Die Elben sperrten sie nie lange ein. Nur ein paar Wochen oder Monate. Sie sperrten sie ein, versuchten sie davon abzubringen erneut solche Bluttaten zu begehen und brachten sie dann weit von diesem Ort weg. Sie hofften diese Kerle würden niemals mehr auftauchen. Das Verliess war in fünf großräumige Kerker unterteilt. Jeder Kerker war für eine Person gedacht. Zwei Kerker waren belegt, die anderen waren frei. In einem Kerker saß ein Zwerg, er wirkte apathisch und schläfrig. Aiwendil blickte fragend zu einem der zwei Wärter die ihn begleiteten. Der Wärter sagte: "Seid bloß still und weckt ihn nicht. Er hat wie in einem Blutrausch viele Wesen getötet. Sein Zwergenstamm hat ihn verstoßen, weil er im Streit drei Zwerge getötet hatte und sich über ihre Familien lustig gemacht hatte. Er lief heimatlos in den Wäldern herum, wurde immer wilder und wütender. Bis er irgendwann ausgerastet ist, er tötete Elben, Trolle, Gnome...alles was ihm im Weg stand. Er war wie in einem Blutrausch. Er wurde von ein paar Elben, die ihn gefangen hatten, hierher gebracht. Nach einigen Wochen wurde er so still und schläfrig. Und dann holten wir einige Heiler...sie sagen er ist sehr krank und wird wohl bald sterben. Eine Reise zurück in die Berge der Zwergen würde er nicht überleben. Er wird bald freigelassen....und wohl im Wald, an dessen Rande ihr gelandet seid, in aller Ruhe sterben."
      Aiwendil schaute traurig zu dem Zwerg. Manche Wesen spürten die Unruhe der Welt mehr als andere, manche Wesen einer Rasse sind feinfühliger als die Rasse es eigentlich in ihrer Natur ist. Dieser Zwerg war vielleicht so einer. Vielleicht war er verwirrt über die Irrungen dieser Welt, über die Geschehnisse in der Menschenwelt, die keiner verstand. Der Zwerg machte einen sehr traurigen Eindruck....plötzlich blickte er auf, sah Aiwendil direkt in die Augen und senkte sein Haupt wieder. Sein kurzer Blick war eindringlich und traurig. "Ich glaube er seht den Tag seines Todes herbei", sagte Aiwendil,"er selbst weiß wohl nicht warum all das passiert ist." Dann sagte er laut zu dem Zwerg: "Ruhe in Frieden mein Freund. Mögen die Urzwerge in den Tiefen der ewigen Berge dir und deiner Axt gnädig sein."
      Aiwendil schritt weiter. Einer der Wächter deutet auf den zweiten besetzten Kerker. Dort stand eine Gestalt, mit dem Rücken zu den Wächtern und Aiwendil gewandt. Die Wächter wirkten verängstigt, deuteten nochmals auf die Gestalt und gingen dann zurück zum Eingang des Verließes.
      Aiwendil wartete bis die Wächter verschwunden waren, dann wandte er sich zum Verliess und sprach: "Nun, endlich bin ich hier und kann mit dir sprechen. Wie lange bist du nun hier? Eine ganze Ewigkeit nicht? Ich habe ein paar Fragen und ich bin sicher, das du sie mir beantworten kannst."
      Kaum hatte er das gesagt, drehte sich die Gestalt um. Aiwendil blickte in ein altes Gesicht, voller Narben und Falten. Vor ihm stand ein Elb, in einem grauen Gewand voller Schmutz und Staub. Er verzog keine Miene, sein graumeliertes Haar glänzte leicht in dem fahlen Licht, das von einer Fackel an der Wand herrührte. Das gruselige an dieser Erscheinung waren aber die Augen. Die Augen des Elbs schimmerten silbern, man konnte keine Pupille erkennen, nur das Silber in seinen Augen. Er starrte ihn an, der Blick war furchteinflößend, aber Aiwendil regte sich nicht.
      "Aiwendil, König der Avari-Elben", sprach der Elb plötzlich, "Antworten willst du? Nun herzlich Willkommen in meinem bescheidenen Heim erstmal. Was führt dich zu mir? Welche Fragen hast du?". Die Stimme des Elbs war klar und freundlich. Nur sein Blick war immer noch dergleiche angsteinflößende.
      "Cul-Cabran, Mörder vieler Elben und Zwergen, vieler Fabelwesen. Cul-Cabran, Magier und weiser Mann. Du kennst die alten Bücher, in denen die Hüter der Zeit ihre Vorsehungen niederschrieben. Was aber steht in diesen Bücher über die Zeit, in der wir hier nun leben? Was sagen die Bücher über die Menschen und über die Zukunft unserer Welt? Was sagen die Schriften über unsere heutigen Tage? Cul-Cabran, ich hoffe du erhörst meine Bitte." Aiwendil sprach bedächtig, aber mit strengem Unterton. Und der Mann mit Silberblick lächelte und sprach:" Cul-Cabran, lange wurde mein Name nicht mehr genannt. Aber es war mir klar das Aiwendil ihn noch kennen muss und keine Furcht hat ihn auszusprechen, den Namen des Furchtbaren. Lange Jahre sind vergangen, seit ich das letzte Mal Sonnenlicht sah, viele Monate sind vergangen das ich das letzte Mal die Stimme eines Elbenkönigs vernommen habe. Du fragst nach den Büchern der Hüter der Zeit? Nach diesen alten Schriften? Diese, unsere Zeit, ist eine Zeit voller Unruhen, und diese Unruhen beginnen bei den Menschen. Sie sind in der Lage unsere Welt zu zerstören, ob sie das tun, liegt ganz allein an ihnen selbst. Die Zeit hört nie auf zu existieren und niemals wird die Welt aufhören zu existieren, sie lebt in vielen Dimensionen. Doch wir, die Wesen dieser Erde, sind niemals sicher vor dem Verschwinden. Die Hüter der Zeit sagen vorraus, das dunkle Zeiten kommen, und wir versuchen müssen unsere Leben zu retten. Aber sie sagen auch, das wir die Menschen nicht bezwingen können, ohne die Hilfe von Menschen. Der Kampf ums Überleben, der Kampf gegen die Ignoranz der Menschen wird nie zu Ende gehen, vergiss das nie Aiwendil. Meine Zeit ist noch nicht gekommen, ich bin noch lange Zeit hier eingesperrt. Könntest du mir wohl einen kleinen Gefallen tun, da ich dir jetzt deine Fragen beantwortet habe?"
      Aiwendil überlegte und nickte dann:" Cul-Cabran, es war ein langer Weg für dich. Du hast unheilig gehandelt, hast deinen Namen und den Namen deiner Familie beschmutzt. Du hast nie gewußt wo du hingehörst, deine Weisheit ist eine schwere Bürde und dein Wissen eine große Last. Was kann ich für dich tun?"
      "Aiwendil du wirst mich nicht freilassen, selbst wenn der Hohepriester dir einen Gefallen tun würde. Darum werde ich dich nicht um Freiheit bitten, auch nicht um die Gnade, die du als ein Elbenkönig aussprechen kannst. Ich will auch nicht bitten, zu deinem Stamm zu gehören, obwohl es mich ehren würde. Meine Bitte ist klein, ich möchte das Sonnenlicht sehen und Vögel zwitschern hören. Und ich möchte den Duft der Bäume und der Blumen riechen. Nur einmal noch."
      Aiwendil drehte sich herum, und sagte: "Ich werde sehen was sich machen lässt weiser Mann mit Siberblick. Aber wer wird schon den Wunsch Cul-Cabrans ausschlagen können?"
      Aiwendil ging die Treppen schnurstracks hinauf und ging auf die Wiese die vor den Gemäuern des Verliesses lag. Er atmete tief durch und fragte den nächsten Elben den er traf, nach dem Weg zum Kloster.
      Aiwendil schritt bedächtig Richtung Kloster. Er wurde von einigen Klosterdienerinnen empfangen, die ihn sofort in die Räumlichkeiten des Hohepriesters brachten. Der Hohepriester war der Herr dieser Festung, die vor vielen Jahrzehnten um das alte Kloster errichtet worden war. Er war einer der höchsten Priester der Elben, Verbindung zwischen den Elben und ihren heiligen Urahnen und den heiligen Geistern.
      Aiwendil wartete ein wenig, bis der Hohepriester in den großen Saal schritt, an dessen anderem Ende ein großer Thron aus weiß-schimmerndem Gestein stand. Dorthin setzte sich der Hohepriester bevor er sich an Aiwendil, der vor dem Thron kniete, wandt: "König der Avari-Elben, was führt dich in diese heilige Stätte?"
      "Hohepriester, ich bin zu euch gekommen in Zeiten der Unruhe und Not. Ich komme direkt von der großen Versammlung, die nach langer Zeit wieder stattfand und auch von Menschen besucht war. Ich hatte einige Fragen an Cul-Cabran, die er mir soeben beantwortete. Ich bin ihm zu großem Dank verpflichtet. Und er sprach eine Bitte aus, die ich ihm nicht entschlagen möchte und ihr hoffentlich auch nicht."
      Der Hohepriester schaute bedenklich und sprach dann: "Cul-Cabran wird froh gewesen sein, das ihr seinen Namen noch kennt. Viele haben ihn bereits vergessen, weil er sie an furchtbare Dinge erinnert und ihnen Angst macht. Ich hörte von den Unruhen, besonders in der Menschenwelt, aber ich verspüre wenig Lust aufzubrechen und an der großen Versammlung teilzunehmen. Es wundert mich das ausgerechnet ihr dorthin geht, dort sind doch Menschen, die ihr verachtet. Aber nun zu eurer Bitte, was ist der Wunsch um den der Mann mit Silberblick euch bat?"
      "Das Sonnenlicht," sagte Aiwendil,"er möchte das Sonnenlicht sehen und die Vögel zwitschern hören. Würdet ihr ihn nicht einmal noch hinaus lassen an die Luft, auf die Wiese vor dem Verliess? Ihr könnt ihn mit Wachen dorthin begleiten, und dann wieder einsperren."
      Der Hohepriester nickte: "Ihr seid ein Elb mit einem guten Herz, ich werde den Wunsch Cul-Cabrans annehmen. Ich hörte bereits wie ihr dem Zwerg gut zugeredet habt. Die einzigen Wesen denen ihr Avari-Elben kritisch gegenüber steht sind die Menschen. Trotzdem bist du auf der Versammlung gewesen." Er macht eine Pause und sprach dann weiter: "Ich denke du hast wenig Zeit. Es war mir eine Freude dich zu sehen, nun viel Glück auf deiner weiteren Reise. Mögen die Heiligen dich mit Mut und Glück füllen."
      Aiwendil verneigte sich ehrfürchtig und verschwand dann schnell aus dem Kloster. Er musste schnell zu Alagos und weiterfliegen. Einige Reiter winkten ihm noch nach, als er eines ihrer Pferde nahm und wieder Richtung Wald ritt. Zwei Reiter begleiteten ihn noch, um das Pferd wieder mit zurückzunehmen. Sie sprachen kein Wort auf dem Rückweg. Lediglich als Aiwendil abstieg und zu Alagos ging, sagte er: "Habt Dank für die Gastfreundschaft! Auf Wiedersehen."
      Die Reiter verabschiedeten sich und ritten zurück. Ihnen schien der Besuch Aiwendils bei Cul-Cabran immer noch in den Knochen zu stecken.
      "Er verbreitet immer noch Angst und Schrecken, obwohl er seit Jahren im Verliess ist. Eine Ausnahme, denn normalerweise bleibt niemand solange im Verliess. Eine arme Kreatur, ein weiser Mann den nie jemand verstanden hat. Sein Wissen war eine zu große Last für ihn."
      Aiwendil schüttelte den Kopf und kletterte auf Alagos Rücken. Dann gab er Alagos einen Klaps und dieser flog los.
      Als Alagos über den Ort der großen Versammlung flog, sah Aiwendil das der Mensch wieder dort war. Der Mensch der zu dem Menschenkönig reisen wollte und ihn aus seinem Schlaf wecken wollte.
      Er lenkte Alagos zu dem Wald. Alagos landete und Aiwendil stieg ab und eilte schnell zu der Lichtung.

      Der Zentaur

      Am Waldrand sah Aiwendil eine unruhig wirkende Gestalt. Als er vorsichtig näher kam traute er seinen Augen kaum. Dort stand ein leibhaftiger Zentaur. Diese Wesen waren fast ausgestorben, da Menschen in früheren Zeiten, diese Mischung aus Pferd und Mensch, aus Angst oder Genusslust, gejagt hatten. Das Fleisch des Pferdeleibes war vor vielen Jahren eine Delikatesse gewesen und aus dem Fell machte man teure Kleidungsstücke. Irgendwann zogen die Zentauren immer weiter weg von menschlichen Siedlungen. Inzwischen gab es nur noch wenige hundert, die auf den großen Wiesen in der Mitte der Insel Maith lebten. Zentauren lebten in kleinen Herden zusammen, ihre Kraft war sagenhaft und ihre Schnelligkeit eine wahre Legende.
      Kurz bevor die Zentauren ihre alten Stätten verliessen, gab es immer wieder Zwischenfälle, in denen Zentauren Menschen anfielen und sie umbrachten. Ihr Hass auf Menschen war stets gewachsen und sogar bei Elben, Zwergen und Orks hatte er Erstaunen geweckt.
      Der Zentaur am Wegrand blickte plötzlich zu Aiwendil und drehte sich zu ihm. Er wurde noch unruhiger und wollte schon loslaufen, als Aiwendil laut sprach: "So bleib Zentaur. Ich bin ein Elb, Aiwendil, König der Avari-Elben."
      Schnell beruhigte sich der Zentaur wieder etwas. Aiwendil schritt auf ihn zu, als der Zentaur sprach: "Ich bin Xit, Führer einer kleinen Herde im Zentrum dieser Insel. Ich hörte von der Versammlung und kam um zu schauen was los ist."
      Aiwendil lächelte: "Und nun? Warum hast du dich nicht zu den anderen gesellt? Sie wären bestimmt erschrocken wenn sie dich erblickt hätten. Ein wahrer Zentaur.....nicht oft sieht man euch in den letzten Jahren."
      Wütend blickte Xit zu Aiwendil: "Würde ich jetzt dorthin reiten, wäre ich tot, bevor ich ein Wort sagen könnte. Dort sind Menschen, unsere größten Feinde. Eher würde ich sie töten, als mit ihnen diese heilige Runde zu betreten. Sie sind nicht wert zu leben, sie sind bösartig und schlecht. Die Freiheit der Zentauren wurde durch sie beschädigt, sie haben uns auf dem Gewissen."
      Zentauren waren bei den Avari-Elben ehrwürdige Tiere. Andere Elbenvölker haben die Zentauren fast vergessen, bedauern ihren Untergang, aber haben den Menschen vergeben, was sie mit diesen Wesen taten. Die Avari-Elben hielten die Erinnerung an die Zentauren lebendig. Einmal im Jahr gab es ein Fest zur Erinnerung an die Wesen, die in den Jahren mehr und mehr verschwanden, deren Zeiten längst verblichen sind. Die Zentauren waren eine Art, die dort betrauert, aber auch gefeiert wurde. Die Menschen hatten sie nicht nur getötet, sie hatten sie gefangen genommen, wollten sie besitzen, sie züchtigen und sie zu mächtigen Reitersoldaten machen. Aber Zentauren können nur in Freiheit leben, sobald sie in einen Stall kommen oder eingezäunt sind, gehen sie elendig zu Grunde. Die Menschen haben das nie begriffen. Als sie aber merkten das sie diese Wesen nicht besitzen können, haben sie die Zentauren gejagt, um sie zu verspeisen oder ihr Fell für ihre Kleidung zu nutzen.
      "Der Hass ist stets gewachsen in euren Herzen", erwiederte Aiwendil,"wir Avari-Elben verehren euch, vergiss das nicht. Ich kann und will dich nicht zwingen dorthin zu gehen und an der Runde teilzunehmen. Doch bitte ich dich darum, auch wenn ich weiß das du verneinen wirst. Wie geht es deiner Herde und wieviel von euch sind noch am Leben?"
      Xit antwortete langsam und mit trauriger Stimme: "König der Avari-Elben, vielleicht die einzigen Wesen die uns noch verehren. Meine Art wird immer weniger, auf den großen Wiesen zählen wir nur noch wenige hundert unserer Art. Ich fürchte wir sterben bald aus."
      Aiwendil blickte traurig zu Boden:"Das ist eine Schande Tix. Ich wünschte die Menschen wären klüger gewesen oder wären es wenigstens geworden. Aber ich zweifle das sie eure Art verstehen würden. Sie hätten wahrscheinlich Angst und würde euch vernichten wollen. Es ist wohl das Beste ihr bleibt wo ihr seid. Es bleibt zu hoffen das ihr genug gebärt, um eure Art zu erhalten."
      Tix nickte. Sein menschlicher Oberkörper war muskulös, er war, wie alle dieser Art, kräftig und von erhabener Statur. Der Pferde-Unterleib, war ebenfalls sehr kräftig, er hatte braunes Fell, nur seine Fesseln waren weiß. Sein Fell glänzte in der Nachmittagssonne. Dann sagte Tix: "Es war mir eine Freude euch zu sehen. Es baut mich auf, zu sehen das wenigstens einige Elben sich an uns erinnern, und zwar im Guten. Ich werde nun zu meiner Herde zurückkehren und vielleicht wird meine Art irgendwie überleben. Aber die Zeichen stehen nicht gut." Er blickte in Richtung Wald: "Sage den Wesen auf der Lichtung einen Gruß. Wir Zentauren werden in keinen Krieg mehr ziehen. Den letzten Krieg den wir führten, den gegen die Menschen, haben wir verloren. Wir mussten unsere Weiden verlassen und die Menschen glaubten uns komplett vernichtet zu haben. Auf Wiedersehen Aiwendil. Vielleicht besuchen uns bald einmal ein paar Avari-Elben, und vielleicht dürfen einige von euch, auf ein paar meiner Genossen reiten." Er blickte Richtung Horizont, lächelte Aiwendil an und galoppierte los. Aiwendil blickte ihm nach. Ein zauberhaftes Wesen, leider voller Hass und Wut. Niemals kann ein Zentaur vergessen, was die Menschen getan haben. Und die Freiheit die sie noch haben, ist nichts im Gegensatz zu der großen Freiheit der Länder, in denen sie einst Herren waren.
      Es war eine Ehre auf einem Zentaur reiten zu dürfen, das wußte Aiwendil und so verstand er die letzten Worte Tix's. Aiwendil griff an sein Schwert und blickte nocheinmal gen Horizont. Tix war schon kaum mehr zu sehen.
      Dann schritt Aiwendil Richtung Lichtung.